Genre: Sachbuch
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Fischer Verlage
Erscheinungsdatum: 22.August 2013
ISBN: 978-3-8105-1332-8
Daniel leidet seit
seiner Geburt an einer schweren Herzkrankheit und hat einen großen Teil seines
jungen Lebens in Krankenhäusern verbracht. Mittlerweile ist er 15 Jahre alt,
aber er weiß, dass jeder Tag sein Letzter sein kann. Durch die Leiterin des
Hospizes wird Lars auf den Jungen aufmerksam und beschließt, sein neuer „großer
Bruder“ zu werden. Er zieht über die Wochenenden ins Gästezimmer der Familie,
geht mit Daniel zum Arzt, ins Hospiz und in die Schule. Außerdem beschließt
Lars, Daniel so viele Wünsche wie möglich zu erfüllen, dazu gehören unter
anderem eine Übernachtung in einem 5-Sterne-Hotel und eine Fahrt mit einem
coolen Sportwagen, aber auch Dinge, wie sich verlieben und ein fremdes Mädchen
zu küssen.
Ich
war im Vorfeld sehr gespannt auf dieses Buch und hatte recht hohe Erwartungen.
Leider wurde ich enttäuscht. Am Ende dieser Rezension wird man mich sicher für
kalt und herzlos halten, aber eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall, denn
ich bin, gerade wenn es um Charaktere aus Büchern geht, sehr emphatisch und
leide meist von der ersten bis zur letzten Seite mit ihnen mit. Bei dieser
Geschichte war es allerdings anders. Möglicherweise liegt es an mangelndem
medizinischen Wissen meinerseits, vielleicht betrachte ich das Ganze auch aus
einem falschen Blickwinkel oder hatte grundlegend falsche Erwartungen. Ich
stellte mich auf die Geschichte eines herzkranken Jungen ein, mir war dabei
allerdings nicht bewusst, dass diese Erkrankung anscheinend auch von einem
geistigen Defizit bzw. einer psychischen Störung, insofern man diese so nennen
kann oder darf, begleitet wird.
Dass
man von einem todkranken Jungen nicht dauerhaft gute Laune und Liebe zur
gesamten Welt erwarten kann, ist selbstverständlich, wie sich Daniel zeigt und
verhält, ist allerdings wirklich erschreckend. Sein Verhalten gegenüber
Personen, die ihn über alles lieben und versuchen, ihm das Leben so schön und
erträglich wie möglich zu machen, ist scheußlich. Wörter wie „Lusche“ und
„Honk“ gehören zu seinem Grundwortschatz und so nennt er keine Fremden, sondern
Familienmitglieder und auch Lars, der versucht, ihm seine Wünsche zu erfüllen.
Dankbarkeit ist in meinen Augen allerdings etwas anderes. Man hat das Gefühl,
dass Daniel nicht ansatzweise wertschätzt, welche Hebel Lars in Bewegung setzt,
um ihn glücklich zu machen. Teilweise hatte ich sogar den Gedanken, dass er das
alles doch gar nicht verdient. Mir ist bewusst, dass es falsch ist, so zu
denken, dennoch keimt in mir die Frage auf, warum Lars das alles für Daniel tut
und nicht für andere Kinder, die nicht halb so frech wie Daniel, aber dafür
wahrscheinlich doppelt so dankbar wären.
Das
größte Problem an Daniels Verhalten hatte ich damit, dass es als das normalste
der Welt dargestellt wurde. Der Junge beschimpft und beleidigt seine gesamte
Umgebung, kann sich für Geschenke nicht bedanken, sondern verwendet anstelle
von „Danke“ lieber das Wort „Honk“ und niemand sagt ihm, dass das nicht richtig
ist. Ab und zu rät Lars ihm am Rande, dass er sich eventuell für die ein oder
andere Äußerung bei seiner Mutter entschuldigen könnte, damit diese keine
schlechte Laune mehr hat, aber niemand sagt ihm, wie frech, unfair und gemein
er sich gegenüber seiner Umwelt verhält.
Hinzu kommt diese Spaltung der Persönlichkeit, während Daniel auf der einen Seite der coole, erwachsene Typ sein will, der an nichts anderes als „dicke Dinger“ und Sex denken kann und auch nicht müde wird, dies zu äußern, kämmt er auf der nächsten Seite seiner Puppe Anna die Haare und deckt seine Kuscheltiere zu, damit sie nicht frieren. Die Bandbreite seiner Geburtstagsgeschenke reicht von Spielzeugautos bis hin zur Stripperin. Die natürlich nur für ihn da zu sein hat, denn gerade wenn es um das weibliche Geschlecht geht, gehört Teilen nicht zu seinen Stärken, im Gegenteil, er ist besitzergreifend, neidisch und eifersüchtig und erlaubt Lars nicht einmal mit „seinen Weibern“ zu reden. Auch wenn „seine Weiber“ nur da sind, weil Lars sich darum gekümmert hat. Bei allem Respekt, solche Charakterzüge kann man einfach nicht sympathisch finden, auch nicht, wenn sie zu einem schwer kranken Jungen gehören.
Außerdem
hätte ich gerne viel mehr Hintergrundinformationen erhalten. Wie sieht es genau
mit Daniels Krankengeschichte aus? Wie ist Lars auf ihn aufmerksam geworden?
Man erfährt lediglich, dass es bei der Leiterin des Hospizes um eine Bekannte
von Lars handelt. Viele andere Fragen bleiben jedoch unbeantwortet.
Im
Großen und Ganzen kann ich diesem Buch nicht viel abgewinnen, zumal ich
zusätzlich finde, dass man es hätte problemlos um mindestens 100 Seiten kürzen
können. Dieses Buch hat meine Erwartungen bei Weitem nicht erfüllt und ich
teile leider nicht die Meinung der breiten Masse, die allen Anscheins nach sehr
begeistert von diesem kleinen Jungen und seiner Geschichte ist. Ich kann jedoch
keine Empfehlung aussprechen.
Note: 4
- Humor: /
- Anspruch: 3
- Spannung: /
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 5
Wow! Ich bin von der Rezi gerade total überrascht:O ich selbst hab das Buch noch nicht gelesen, hatte es aber dringend vor, und die meisten Stimmen waren ja SEHR positiv.. Aber deine Rezi klingt furchtbar:D Ich glaub, also so wie du das beschreibst, würde ich mich alle paar Seiten über den jungen aufregen;P Das Buch werde ich mit dann wohl nicht kaufen, eher ausleihen und mal reinschauen;)
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