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Montag, 20. Oktober 2014

Peter Carey: Die Chemie der Tränen

Peter Carey: Die Chemie der Tränen
Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlage
Erscheinungstermin: April 2013
ISBN: 978-3-10-010237-9

Als der Kurator Matthew Tindall urplötzlich an einem Herzanfall stirbt, hinterlässt er eine Ehefrau, zwei Söhne und eine heimliche Geliebte. Catherine, eine auf alte Uhrenmechaniken spezialisierte Restauratorin Anfang vierzig, die gemeinsam mit ihm am Swinburne Museum, einem "fast unbekannten Schatzkästlein der Stadt London", arbeitete, ist diese Geliebte - und nun ist sie völlig allein; mit sich, ihrer schmerzenden Trauer und ihren Erinnerungen an eine jahrelange Affäre, die für sie - neben ihrer Arbeit - alles im Leben war. Von einem Tag auf den anderen ist für Catherine alles, aber auch wirklich alles aus den Fugen geraten. Lediglich einer ihrer Vorgesetzten am Museum scheint eingeweiht. Wissend um all das Elend und die Trauer im Verbogenen, betraut er Catherine, auch, um sie von alledem abzulenken, mit der aufwendigen Wiederinstandsetzung einer mysteriösen alten Apparatur, die ein englischer Gentleman namens Henry Brandling (der zweite große Protagonist dieses Romans) einst Mitte des neunzehnten Jahrhunderts im Schwarzwald hatte bauen lassen, um seinem schwindsüchtigen Sohn in der Heimat ein Geschenk zu machen, das diesem wohlmöglich neuen Lebenswillen einhauchen würde. Catherine stürzt sich mehr und mehr in dieses neue Projekt, verschlingt die hinterlassenen Notizen und Pläne des Engländers und verliert so nach und nach, auch mithilfe des Wodkas, die Bindung zu allem, was sie einst hatte.

Dienstag, 25. Februar 2014

John Williams - Stoner

Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: September 2013
ISBN: 978-3-423-28015-0

William Stoner, der namensgebende Titelheld von John Williams dritten Roman, wird 1891 als Sohn einfacher Farmer in das provinzielle Herz des Mittleren Westens der USA geboren. Booneville, Missouri, das bedeutet ein tristes Leben in harter Arbeit auf dem Feld, Staub, Schmutz und die unnachgiebige feste Erde, die Jahr um Jahr, Generation um Generation die Lebensgrundlage der Familie Stoner gewesen ist. Es ist ein raues, ein ärmliches Leben hier draußen und jede Saison scheinen die Ernten schlechter und schlechter zu werden. Doch mit diesem Schicksal scheint hier kaum jemand zu hadern; dafür bleibt am Ende eines harten Tages auch schlicht zu wenig Zeit. Mit dem neuen Jahrhundert wehen dann jedoch auch neue Ideen von den Städten auf das Land herüber, und so beschließt Williams Vater, den jungen und überraschten Stoner nach dessen Highschool-Abschluss auf die staatliche Universität nach Columbia zu schicken, um Landwirtschaft zu studieren und so der kleinen Farm den Weg in die Zukunft zu ebnen. Ohne Bedenken fügt sich William in sein Schicksal - ebenso, wie er es gewohnt ist. In Columbia, an der University of Missouri, begegnet Stoner dann jedoch in einem eher nebensächlichen Einführungskurs seiner großen und ewigen Liebe: der klassischen englischen Literatur, der er fortan sein Leben widmen und bis zu seinem Tod treu bleiben wird.

Samstag, 28. September 2013

Alex Capus - Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Genre: Roman
Taschenbuch:  288 Seiten
Erscheinungstermin: Juli 2013
ISBN: 978-3-446-24327-9

Lebensreisen
Drei Menschen des 20. Jahrhunderts, drei außergewöhnliche Leben, gepackt in einen Roman. Lebensbilder verwoben mit Fiktion, nein eher zusammengesetzt wie Scherben, die auf einem antiken Grabungsfeld gefunden wurden und nun zu einem möglichen Ganzen zusammengesetzt werden
 
Warum man das tut? Weil es geht.

Der einzig mögliche Treffpunkt der drei Menschen, um die es in Alex Capus Roman Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer geht, könnten sich nur an einem Tag im November des Jahres 1924 zur gleichen Zeit am selben Ort aufgehalten haben. Drei Leben, die aneinander vorbeiziehen und doch irgendwie etwas gemeinsam haben könnten.

Der Fälscher Emile Guilléron ist auf dem Züricher Hauptbahnhof, weil er den letzten Wunsch seines Vaters zu erfüllen hat.

Die Spionin Laura d'Oriano ist gerade mal ein Backfisch und mit ihren Eltern auf der Durchreise. 
 
Der Bombenbauer Felix Bloch, Physiker und späterer Nobelpreisträger ist ebenfalls unterwegs – den Quanten auf der Spur.

Freitag, 6. September 2013

David Foenkinos - Souvenirs


David Foenkinos - Souvenirs
Genre: Roman
Taschenbuch:  333 Seiten
Erscheinungstermin: Juli 2012
ISBN: 978-3-406-63947-0

Wieder einmal stehe ich vor dem Problem: Wie kann ich ein Buch bewerten, das ich nicht zu Ende gelesen habe? Wie kann ich es rezensieren? Nun ich versuche es einfach mal.

Der Klappentext zu David Foenkinos Souvenirs versprach eine lohnenswerte Lektüre, darauf habe ich mich verlassen. Leider wurde ich etwas alleine gelassen damit. Vielleicht hatte ich auch einfach falsche Erwartungen. Immerhin hatte ich in den letzten Monaten immer wieder versucht, das Buch zu beenden - allein, es gelang mir nicht. Denn einmal aus der Hand gelegt, fiel es mir schwer, den Anschluss an die Geschichte wieder zu finden, obwohl ich den Roman nicht wirklich schlecht fand.

Angefangen hat die Geschichte um den jungen Mann, dessen Name mir zugegebenermaßen nach nunmehr 9 Monaten doch entfallen ist, recht hoffnungsfroh. Sicher, er war auf der Suche nach sich, nach der Zukunft, nach der großen Liebe ... also nichts so Ungewöhnliches für Menschen Anfang zwanzig. Doch wie gesagt versprach der Klappentext eine vielleicht etwas schräge aber lohnende Lektüre. 

Freitag, 19. April 2013

Julia Franck - Rücken an Rücken

Genre: Gegenwartsliteratur
Hardcover: 384 Seiten
Verlag: S. Fischer
Erscheinungstermin: Oktober 2011
ISBN: 978-3-10-022605-1

Sternliegen nennt man es bei Herdentieren, die ihre Ruhephasen im Kreis liegend verbringen - so schützen sie die Herde, können die Umgebung in alle Richtungen beobachten und bei Gefahr rechtzeitig die Flucht ergreifen. Im menschlichen Kampf ist es eine Verteidigungshaltung in meist aussichtsloser Lage und bei übermächtigem Gegner, Rettung ist hier nur von außen möglich und ohne diese stehen Resignation, Mutlosigkeit und Aufgabe bevor. 

 Beides - Schutz und Aufmerksamkeit, Kampf und Verteidigung - liegt dem zugrunde, was die Geschwister Ella und Thomas in der DDR der 50er Jahre tun: sie versuchen ihr Leben Rücken an Rücken zu meistern. Sie wachsen ohne Nähe und Liebe im Künstlerhaushalt ihrer Mutter Käthe auf, die sich als jüdisch-stämmige und deshalb in der Nazizeit von der Kunstakademie ausgeschlossene und vertriebene Bildhauerin voll und ganz dem Sozialismus verschrieben hat. 

Zur Familie gehören eigentlich noch die Zwillinge, die aber noch zu klein, um sich wie Ella und Thomas während der längeren Abwesenheiten Käthes selbst zu versorgen, im Heim oder bei wechselnden Pflegefamilien aufwachsen. Ella und Thomas verpflegen sich selbst, putzen das Haus, räumen auf, kochen die Lieblingssuppe der Mutter in freudiger Erwartung deren Wiederkehr und in der Hoffnung, ein wenig Aufmerksamkeit oder gar Liebe von ihr geschenkt zu bekommen. Doch sie haben vergessen, dass ihnen Käthe aufgetragen hatte, die leeren Flaschen auf der Treppe wegzubringen ... 

Montag, 15. April 2013

Janne Teller - Nichts: Was im Leben wichtig ist

Genre:Jugendbuch
Taschenbuch: 144 Seiten
Verlag: Hanser Verlag
Erscheinungstermin: Juli 2010
ISBN: 978-3-446-23596-0

Dienstag, 26. März 2013

J.R. Moehringer - Knapp am Herz vorbei

Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Erscheinungstermin: Februar 2013
ISBN: 978-3-10-049603-4

Die Wirtschaftskrise, die nächste große Depression, sie bringt die Menschen an den Rande des Wahnsinns: Die Arbeitslosenzahlen schießen in die Höhe, Existenzen scheitern aus dem Nichts, von heute auf Morgen leiden Menschen Hunger, deren Leben eben noch in geregelten Bahnen verlief - und das mitten im Herzen der westlichen Zivilisation, in New York City. Und so ist auch nur allzu verständlich, dass der Hass auf ein System wächst, indem die Verantwortlichen für die Misere und das wachsende Elend der armen Bevölkerung, nämlich die Bankiers, Vorstandsvorsitzenden und hohen Tiere des Finanzwesens, einfach so, unbeschadet und problemlos mit ihren kapitalen Fehlern davon kommen, während eine Mehrheit von weniger Privilegierten leidet. Zähneknirschend und hilflos muss dabei zugesehen werden, wie die J.P. Morgans und Rockefellers dieser Welt reicher und reicher werden, und dabei die Fäden in einem längst ungerecht gewordenen Gesellschaftssystem ziehen, dessen Krebsgeschwür, für alle sichtbar, die Welt der Banken ist. Nun sind Wirtschaftskrisen und die Auswüchse des Bankenwesens, wie man inzwischen, ob der Omnipräsenz des Themas, fast schon vergessen mag, ja natürlich nicht nur ein Phänomen des 21. Jahrhunderts, sondern bedrückten bereits im Verlauf des beginnenden letzten Jahrhunderts die Seelen der Menschen.

In einem solchen Klima wächst auch der irischstämmige William Sutton im New Yorker Stadtteil Brooklyn, als Sohn eines Schmieds, auf. Nach der Schule scheinen nur zwei Dinge klar zu sein: Die Jobs sind rar und die Perspektiven knapp. Ergattert er, oder einer seiner besten Freunde, Happy und Eddie, dann mal einen der wenigen verfügbaren Jobs, so ist dieser lediglich von kurzer Dauer, da immer bereits die nächste Krise vor der Tür steht und Willie und seine Freunde wieder in die dreckigen Straßen ihres Viertels verfrachtet. Man hat sich fast an die vielen Niederlagen gewöhnt und erträgt diese mit Humor, bis sich plötzlich alles ändert. Als Willie und seine Freunde eines Abends ihre Zeit im flackernden Licht des Vergnügungsviertels Coney Island totschlagen, begegnet er der jungen Bess und verliebt sich Hals über Kopf. Das Problem: Bess ist ebenso hübsch, wie ihre Familie reich ist - und ihrem Vater genügt ein einfacher Junge aus Irish Town natürlich nicht im Geringsten.

Donnerstag, 21. Februar 2013

Don Winslow - Kings of Cool

Genre: Krimi
Gebunden: 351 Seiten
Verlag: Suhrkamp Nova
Erscheinungstermin:17.09.2012
ISBN: 978-3-518-46400-7

 
„ … 63
Jeder Held hat einen tragischen Schwachpunkt.
Eine Eigenschaft, die ihn und alle anderen in seinem Umfeld zur Strecke bringen kann.
Bei Ben ist das einfach.
Wenn man Ben sagt, er soll etwas machen dann kann er nicht anders
er muss das genaue Gegenteil tun. Er ist - 64 Subversiv.
(Adj.) umstürzend, umstürzlerisch.
Ben, unverkennbar...“ (Seite 102 / 103)

Laguna Beach, Kalifornien – das Land der Surfer und Hippies, der strahlend schönen Morgen und (geplatzten) Träume. Hier lässt es sich leben, wenn man einen Plan hat. Und den haben sie. Sie sind unzertrennliche Freunde. Jung, strahlend, cool und vor allem bestens im Geschäft mit dem allerfeinsten Dope in der ganzen Gegend. Dass sie den Markt mit ihrem Gras überschwemmen und damit die konkurrierenden – und alteingesessenen - Dealerringe gegen sich aufbringen ist ihnen zu Beginn ihres Vorhabens entweder nicht klar oder sie glauben einfach an den freien Wettbewerb in der Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis – Qualität bestimmt. Und Qualität, das verkaufen sie. Ein ausgeklügelter Plan sichert den Nachschub des heiß begehrten Weeds und verschleiert gleichzeitig die Verbindungen, die zu ihren Angestellten, den Growern und den verzweigten Vertrieblern führen könnte.
Sie, das sind Ben, Chon und O.(phelia).
Oder ein paar Jahrzehnte früher:
Der Doc, John, Kim, Stan und Diane.
Aber egal wie gut ein Plan auch ist, er kann nur funktionieren, wenn man wirklich von ihm überzeugt ist und cool bleibt, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt oder das ganze Land sich unter politischen und gesellschaftlichen Ereignissen komplett verändert ...


Dienstag, 27. November 2012

Marco Balzano - Damals, am Meer

Marco Balzano - Damals, am Meer
Genre: Gegenwartsliteratur
Gebunden: 224 Seiten
Erscheinungstermin:Juni 2011
ISBN: 978-3-88897-726-8

Drei Männer, eine Reise zum selben Ort und doch jeweils an einen anderen. Ans Meer fahren sie, nicht um Urlaub zu machen, sondern um ein letztes Mal in die Heimat zurückzukommen, die dortige Wohnung zu verkaufen, den Ort der unbeschwerten Ferien wiederzusehen.

Drei Männer - drei Gründe.
Großvater Leonardo, in Apulien geboren, will noch einmal in die Heimat, seine alten Freunde sehen - die die noch übrig sind - und Abschied nehmen. Sein Sohn Ricardo begleitet ihn, um den letzten Anker in der gemeinsamen Heimat zu lichten. Der Enkel Nicola fährt mit, um vielleicht noch zu verhindern, dass dies geschieht und um sich wieder in die Tage der Ferien am Meer, die Tage der Freiheit, zu träumen.

Nicolas Familie stammt aus Barletta und ist, als sein Vater noch sehr jung war, in den Norden gezogen. Nach Mailand. Weg vom Meer - in die Großstadt. Zumindest für Großmutter Anna war die Wohnung am Meer immer die Hoffnung, einst zurückzukehren. Doch die Jahre vergehen, die Wohnung wird dem Verfall preisgegeben und keines der vier Kinder Leonardos und Annas kümmert sich darum. Die Wurzeln, die einst so stark waren, sind gekappt und die Erlebnisse und Erinnerungen nicht stark genug, um die zweite Generation wieder in ihre Heimat zu bringen. Mailand wird die neue Heimat. Für die Enkelgeneration kein größeres Problem, verstehen sie den barlettischen Dialekt - die Muttersprache Leonardos - zwar noch, sprechen diesen aber selbst nicht mehr und sind schon aufgrund dessen für die in Barletta Gebliebenen sofort als Fremde erkennbar. Barletta ist nicht länger Heimat, sondern Urlaubsort.


Freitag, 23. November 2012

Paul Murray - Skippy stirbt!

Genre: Gegenwartsliteratur
Broschur im Schuber: 3 Bände, 782 Seiten
Verlag: Antje Kunstmann Verlag
Erscheinungstermin:10. Januar 2011
ISBN: 978-3-88897-700-8

"... Vielleicht bestehen die Dinge ja nicht aus Strings, sondern aus Geschichten, einer Unzahl winziger, vibrierender Geschichten, einst waren sie alle Teil einer großen, gigantischen Supergeschichte, bloß dass die in eine Zillion verschiedener Teile zerbrochen ist, deswegen ergibt keine Geschichte für sich einen Sinn, und deswegen musst du in deinem Leben versuchen, sie wieder zusammenzuweben, meine Geschichte in deine Geschichte, unsere Geschichten in die all der anderen Menschen, die wir kennen, bis du was hast, was für Gott oder sonst wen wie ein Buchstabe aussieht, oder sogar wie ein ganzes Wort ..." (Ghostland, Seite 773)

Genau das ist es, was Paul Murray in Skippy stirbt! macht: er webt Geschichten zu einer einzigen Supergeschichte. Ob diese für irgendwen einen Buchstaben oder Wort ergibt, das kommt darauf an, wie weit man sich als Leser darauf einlässt. Ich habe mich darauf eingelassen - zugegeben nach anfänglichen Zweifeln - und für mich ergab das Ganze mehr als nur einen Buchstaben.
Bevölkert werden die drei Bände - Hopeland, Heartland, Ghostland - von den unterschiedlichsten Personen. Hier findet sich alles. Vom ehemaligen Seabrook Rugbychampion, der durch einen Unfall seiner Karriere beraubt, jetzt in seiner alten Schule Lehrer und Schwimmtrainer ist, bis zu Ruprecht van Doren, Skippys  Zimmergenossen und übergewichtigen Freund, Mathematikass, genial, nach fremdem Leben im All suchend. Eins haben alle gemeinsam: Sprachlosigkeit und die damit einhergehende Unfähigkeit zur tiefer gehenden Kommunikation. Von pubertierenden Jungs kann man eine solche Fähigkeit nicht verlangen, sie sind zu sehr mit sich selbst und den Veränderungen in ihrem Umfeld beschäftigt. Noch dazu, wenn sie damit durch die offensichtlich komplett überforderten, nur vermeintlich erwachsenen Menschen um sie herum alleine gelassen werden. Ohne Ausnahme hat hier jeder sein Päckchen zu tragen.

Dienstag, 6. November 2012

Wolfgang Herrndorf - Tschick


Wolfgang Herrndorf - Tschick
Genre: Gegenwartsliteratur
Hardcover: 256 Seiten
Verlag: Rowohlt Berlin
Erscheinungstermin: 17. September 2010
ISBN: 978-3-87134-710-8


Anfänglich schwer in dieses Buch reingekommen, weiß ich zum Schluss nicht wirklich wie ich es einordnen, was ich davon halten soll. Ein Roadmovie, in dem zwei Vierzehnjährige mit einem geklauten, kurzgeschlossenen Lada durch die Gegend fahren, dabei eintdecken, wie schön Freiheit und Freundschaft sind und wie schnell diese eine für sie so wichtige und wunderbare Woche vorrüber ist.

Maik Klingenberg lebt mit seinen Eltern in Berlin, der Vater verkauft Immobilien, die Mutter trinkt. Er selbst ist so sehr daran gewöhnt, dass es ihm nicht wirklich etwas auszumachen scheint. Selbst empfindet er sich vor allem als langweilig. Oberflächlich gesehen - die Familie wohnt im Eigenheim mit Pool - gehört er zu den "Gewinnern" - auch wenn er sich selbst keineswegs dafür hält..

Zu dieser Gruppe gehört Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, nun schon gar nicht. Er wohnt in einem der Hochhäuser in Hellersdorf, erscheint des öfteren in der Schule offensichtlich stark alkoholisiert und ist ein ebensolcher Aussenseiter wie Maik.

Und genau das scheint es zu sein, was Tschick erkennt. Warum sonst sollte er mit dem geklauten Lada gerade bei Maik vor der Tür auftauchen und ihn auffordern, mit ihm auf Tour zu gehen. Maiks Eltern sind sowieso nicht zugegen - der Vater ist mit der "Assistentin" bei einem "Geschäftstermin", die Mutter auf der "Schönheitsfarm", sprich auf Entzug.
Und damit beginnt eine Tour, die allerhand Überraschungen und Erfahrungen mit sich bringt.

Dienstag, 18. September 2012

Leif Randt - Schimmernder Dunst über CobyCounty

Leif Randt - Schimmernder Dunst über CobyCounty
Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 191 Seiten 
Verlag: Berlin Verlag
Erscheinungsdatum: 6. August 2011
ISBN: 978-3827010278


Eine fiktive Stadt irgendwo im nirgendwo, in der alles formvollendet und schön ist und die Bewohner Spaß haben am treiben in CobyCounty teilzunehmen. Wim ist einer dieser Bewohner, und dennoch recht melancholisch gestimmt, der mit seinem besten Freund Wesley das pulsierende Leben in der Schönwetterstadt genießt und auf den Frühling wartet. Doch Wim weiß nicht so recht ob er diese Art zu leben auch wirklich will, ob ihn dieser möglicherweise hedonistische Lebensstil behagt. Fortan versucht Wim herauszufinden, welche Möglichkeiten die Existenz in einer solchen Welt noch für ihn offenbart.


Man findet sehr schnell in das Buch hinnein. Manchmal tauchen aber Sätze auf bei denen man nicht genau weiß, ob man sie richtig verstanden hat. Das vorwiegend wohl auch daran liegt, dass der Autor gerne mal ein paar Oxymorone einbaut und man erstmal etwas stutzt. Doch genau solche Mittel tragen zum fulminanten Schreibstil bei. Leif Randt schafft es eine ganz eigene Stimmung aufzubauen, der den Leser in die Gefühlswelt von CobyCounty einlullt, und auf die Story kommt es dabei gar nicht an. Zum Beispiel hat so gut wie jeder Satz am Ende eines jeden Kapitels, einen gewissen Charakter, eine gewisse Kraft in der Schriftsprache, die ich gar nicht zu beschreiben vermag.
Allerdings musste ich bei dem Buch oft an Musik denken. Viele Stücke bei denen die Stille nach dem letzten Ton einsätzt, hat man dieses Gefühl der Vollkommenheit, dass die Musik erst so richtig interessant macht. Solch ein Gefühl stellt sich auch im Text ein. Manchmal musste ich auch an Synkopen denken, doch das wäre jetzt zu weit hergeholt.
Ausserdem sind viele Sätze kurz gehalten, das für mich auf irgend eine Weise an der Form eines Tagebuchs erinnert.


Die Stadt CobyCounty ist Fiktion und man erfährt auch nicht in welcher Region sie liegen könnte und in welcher Beziehung der Ort zu anderen Gebieten steht. Aber den Bewohnern geht es gut und alle sind bester Laune. Dabei erinnert mich CobyCounty etwas an Ogygia, dort wurde Odysseus von bestimmten Pflanzen betört und hat die Umgebung als unglaublich bezaubernd wahrgenommen (wenn ich das richtig in Erinnerung habe).

Nicht nur der Inhalt ist eine Wonne, auch das Design und die gestalterische und drucktechnische Umsetzung ist makellos und überzeugend. Gänzlich in weiß und silber gehalten, wobei das Silber in die Vertiefung der Prägung gedruckt wurde. Allein wegen dieses haptischen Genusses ist der Kauf des Buches, gerade für Sammler, wünschenswert. Eine weitere Finesse bietet das Papier an sich, denn das hat eine attraktive Eigenschaft, die irgendwie das Gefühl von Feuchtigkeit in den Fingern weckt.

Mittwoch, 8. August 2012

Jonathan Franzen - Freiheit

Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 736 Seiten 
Verlag: Rowohlt
Erscheinungsdatum: 6. Auflage 8. September 2010
ISBN: 978-3498021290

Im Grunde vermag ich nicht, diesen epochalen Familienroman, in ein paar kurzen Sätzen zusammen zu fassen, geschweige denn zu rezensieren. Das Buch ist so gewaltig, mit so vielen Spektren gesegnet, dass mir gewissermaßen die Spucke weg bleibt.

Die ganze Geschichte dreht sich im wesentlichen nur um Patty und Walter, die ein liebevolles und aufopferndes Ehepaar sind, aber dennoch gelegentlich etwas bedauernswert erscheinen. Walter ist von dem Zeitpunkt an, als er Patty das erste mal sah, prompt in sie verliebt. Wohingegen Patty sich über Jahre hinweg den Kopf zermartert, ob den Walter der richtige für ihr Leben ist. Später kommen dann noch Pattys und Walters Kinder hinzu, Joey und Jessica. Die Kinder spielen natürlich eine tragende Rolle im Buch.
Dann wäre da noch Richard, der beste Freund von Walter, der ohne böse Absicht mit daran beteiligt ist, die Familie etwas zu zerrütten.

An und für sich sind mir stellenweise langatmige Texte zuwider. Doch in dem empathischen Kontext des Buches, entwickeln die jeweiligen Passagen eine gewisse Plastizität. Da Franzen die vielen Charaktere bis ins kleinste Detail beschreibt, und dies auf eine Art die keine Langeweile zulässt. Dabei unterstützend ist, dass er nicht chronologisch schreibt, auch mal in der Zeit dermaßen weit zurückspringt, um eine Person anhand ihrer Kindheit besser zu erklären und bekannt zu machen. Auf diese Weise erfährt man auch etwas über die Geschichte und noch mehr über das Wesen des Menschen an sich. Dieses hin und her springen zwischen den Personen und/oder den überlegten Situationen, ist noch ein Garant für jenen literarischen Hochgenuss.
Mir ist unerklärlich wie scharfsinnig Franzen hier die Emotionen, die Gefühle und die Psyche des Menschen aufklamüsert und irgendwie mit ein leicht dahinschwebenden Melancholie wiedergibt und dazu noch alles mit gesellschaftskritischem Inhalt füllt. Das alles mit einer Eloquenz, wie ich sie bisher nur von Autoren wie David Foster Wallace, Jonathan Lethem oder Johann Safran Foer, kenne. Kein Wunder also, dass der Familienroman schon vor der Veröffentlichung für Furore und gespanntes warten, sorgte.


Dieser epische und dramatische Lesestoff ist wirklich ein Meisterwerk der Schreibkunst.

Wenn ich dem Buch ein Musiktitel zuordnen sollte, würde ich “Primavera” von Ludovico Einaudi wählen. Das Auf und Ab des Liedes, spiegelt die Gemüter und Zustände des Buches wieder.


Note: 1,5
  • Humor: /
  • Anspruch: 1
  • Spannung: 2
  • Erotik: 2
  • Piratenfaktor: 1 

Freitag, 15. Juni 2012

John Strelecky - Das Café am Rande der Welt


John Strelecky - Das Café am Rande der Welt
Taschenbuch: 128 Seiten 
Verlag: Dtv 
Erscheinungsdatum: 1. Februar 2007 
ISBN: 978-3423209694

Ein Mann, gestresst und ausgepummt von Job, Karriere und Ellenbogengedusel, macht sich auf zu einem Wochenendausflug, um die "eigenen Batterien aufzuladen", wie er es selbst formuliert. Als er in einen Stau gerät, beschließt er kurzerhand, vom Highway abzufahren und auf eigene Faust nach einer Abkürzung zu suchen. Genervt von endlosen Landstaßen, Hunger, der anbrechenden Dunkelheit und der Erkenntnis, dass er sich völlig verfahren hat, strandet er schließlich in einem kleinen Café am Straßenrand, welches wir, mit unserem Hollywood-Filmwissen, wohl eher als "Diner" bezeichnen würden. Er setzt sich, schlägt die Speisekarte auf, hält Smalltalk mit der Bedienung, schaut sich um - bis ihm plötzlich etwas an der Karte auffällt. Nicht die Speisen sind außergewöhnlich, sondern drei Fragen, welche unheilvoll unter den Gerichten aufgeführt sind: "Warum bist du hier?", "Hast du Angst vor dem Tod?" und "Führst du ein erfülltes Leben?".