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Donnerstag, 20. Juni 2013

Florian Meimberg - Auf die Länge kommt es an

Genre: Kurzgeschichten
Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Fischer
Erscheinungsdatum: November 2011
ISBN: 978-3-596-19237-3

"Tiny Tales", so nennt Florian Meimberg seine Mikroprosa im Twitter-Format, das heißt: Keine seiner Kurzgeschichten enthält mehr als 140 Zeichen - also exakt das Textfenster, das der beliebte Social-Media-Dienst seinen Nutzern für ihre Nachrichten an die Welt zur Verfügung stellt. Und schon zwitschern es auch Spatzen von den Dächern: Eine neue Literaturform ist geboren, Haikus für die Generation @ (Sagt man das noch?), Literatur 2.0. Inzwischen ist Meimberg gar mit dem renommierten Grimme-Preis (Modern: Grimme-Online-Award in der Kategorie "Spezial") ausgezeichnet und von allen erdenklichen Seiten mit Lob und Applaus bedacht worden. Doch kann eine solch runtergebrochene Form der Literatur wirklich so verflucht toll sein, wie alle sagen - auch noch ein paar Jahre nach dem Hype? Und es überrascht mich selbst: Sie kann!

Freitag, 29. Juni 2012

Haruki Murakami - Der Elefant verschwindet

Haruki Murakami - Der Elefant verschwindet
Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: btb (Random House)
Erscheinungsdatum: 04. Mai 2009
ISBN: 978-3442739295

Können Sie vielleicht gerade nicht schlafen? Oder ist ihre Katze davongelaufen? Bekommen Sie öfters seltsame Telefonanrufe, oder fragen sich, warum Sie überhaupt Beziehungen zu anderen Menschen unterhalten? Misstrauen Sie öfters Ihrer Erinnerung? Haben Sie ein Faible für das Skurrile, Phantastische, oder schlicht das Unwahrscheinliche? Oder, um die Sache einmal abzukürzen - wollen Sie mal wieder richtig gute Geschichten lesen, bei denen das Einschalten des Hirns allerdings Grundvoraussetzung ist? Dann dürften Sie bei diesem Band bestens aufgehoben sein.

Ich habe diesen ein wenig herausfordernden Band zum ersten Mal vor ein paar Jahren gelesen, und bin erstaunt, wie neu er mir nun bei der zweiten Lektüre scheint. Doch das halte ich erstmal für ein Qualitätsmerkmal. In der Tat glaube ich, dass man mit einer einmaligen Lektüre diesen gehaltvollen Stories nicht gerecht wird. Man kann sich ihnen aber durchaus nähern. Sofern man gewillt ist, auch hinter die doppelten Böden und versteckten Falltüren zu schauen, heißt das.

Ein wenig lesen sich die hier versammelten 8 Geschichten wie ein Reigen. Denn gewisse Motive tauchen in allen Geschichten immer wieder auf, und ziehen sich wie hauchdünne, geheimnisvolle Fäden durch das Buch. Da wäre zum Beispiel die eingangs erwähnte, verschwundene Katze. Schlaflosigkeit, und verschwommene Erinnerungen, wären ein zweiter Punkt. Auch geheimnisvolle Telefonanrufe gibt es hier öfters. Begegnungen mit seltsamen Menschen sowieso, des weiteren weinende Frauen, verloren geglaubte Erinnerungen, traumgleiche Sequenzen - und mittendrin immer wieder Helden, die sich ihrer eigenen Rolle nicht ganz sicher sind. 

Das liest sich im ersten Anlauf bisweilen ein wenig skurril, ist bei näherem Hinsehen aber oft auch komisch - auf eine sehr verschrobene Art. Freunde von Monty Python, Douglas Adams oder Arto Paasilinna sind hier gar nicht mal so falsch. Auf ein Sperrfeuer an Schenkelklopfern darf man hingegen nicht hoffen; dafür ist sich Murakami mit Recht zu schade.

Für den erfahreneren Murakami-Leser bietet sich hier zudem die Möglichkeit, im Fundus seiner Ideenwerkstatt zu stöbern, und zu untersuchen, wie manche Ideen zu seinen großen Romanen entstanden sind. Die erste Geschichte beispielsweise wurde später zur Eingangssequenz des Buches "Mister Aufziehvogel".  Und die titelgebende Geschichte, "Der Elefant verschwindet", riecht von der Atmosphäre her ganz entschieden nach einem Film von David Lynch.

Das Buch ist für mich ein wahres Labyrinth, und immer wieder spannend. Für Murakami-Neulinge vielleicht weniger geeignet - aber eine wahre Oase für alle, die von den Hera Linds, Tommy Jauds und Daniel Glattauers dieser Welt von Herzen die Nase voll haben.

Note: 2
  • Humor: 3
  • Anspruch: 1
  • Spannung: 2
  • Erotik: /
  • Piratenfaktor: 2

Donnerstag, 28. Juni 2012

Carlos Ruiz Zafón - Gaudí in Manhattan. Eine phantastische Erzählung

Gebundene Ausgabe: 56 Seiten 
Verlag: Suhrkamp/Insel
Erscheinungsdatum: 09. März 2009
ISBN: 978-3458193180

Wer bisher schon einmal eines der Bücher des spanischen Hitgaranten Carlos Ruiz Zafón gelesen hat, der erahnt vermutlich bereits dessen Leidenschaft und Respekt für den katalanischen Architekten Antoni Gaudí und dessen Werke, prägen sie doch das düstere und neblige Stadtbild des Barcelonas, das Ruiz Zafón in seinen Romanen um den "Friedhof der vergessenen Bücher" ("Der Schatten des Windes", "Das Spiel des Engels") heraufbeschwört.

Der junge und bettelarme Architekturstudent Miranda erhält die Chance seines Lebens; ein gönnerischer Professor ermöglicht ihm nicht nur, sein Idol, den scheuen, etwas kauzigen und vor allem in die Jahre gekommenen Architekten Gaudí persönlich kennenzulernen, sondern sogar, diesem zu Diensten zu sein, denn der Maestro braucht einen Dolmetscher.

Trunken vor Glück und Aufregung macht sich Miranda auf in die Krypta der legendären Kathedrale Sagrada Família, die nicht nur zum Lebenswerk Gaudís, sondern unbestritten auch zu Dem Wahrzeichen der Hauptstadt Kataloniens avanciert ist. Als der Meister dem jungen Studenten unterbreitet, dass beide zu einer Reise nach Amerika aufbrechen würden, um sich dort mit dem Auftraggeber eines ominösen Projektes auf der Halbinsel Manhatten zu treffen, macht sich der junge Miranda keine Vorstellungen von den Mysterien, die dort auf Meister und Schüler warten. Doch für den Señor steht fest: "Ein Wolkenkratzer ist nichts weiter als eine Kathedrale für Leute, die statt an Gott ans Geld glauben."    

Die 56 Seiten starke Kurzgeschichte besticht, neben den zahlreichen und schönen Illustrationen der Kathedrale und deren Bauphase, natürlich durch die Kunstfertigkeiten Ruiz Zafóns, vor allem, wenn es darum geht, eine geheimnisvolle und abenteuerschwangere Atmosphäre zu schaffen. Was wir hier bekommen, ist eine Ehrerbietung an eben diesen Architekten, der eine der Leitfiguren im Leben des Schriftstellers Ruiz Zafón zu sein scheint - doch eben auch nicht mehr. 

Für eingefleischte Fans von Ruiz Zafón bietet "Gaudí in Manhatten" sicherlich die ideale Lektüre für einen Kurzstreckenflug nach Barcelona oder einfach nur für ein heißes Bad - Leser jedoch, die nicht unbedingt die Passion Ruiz Zafóns für den Architekten und dessen Schaffen teilen, dürften deutlich besser beraten sein, wenn sie sich entweder einen der bereits erwähnten Romane "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" zulegen oder aber bis Oktober warten; denn dann erscheint Ruiz Zafón's neuer Roman: "Der Gefangene des Himmels". Die wahre Magie Carlos Ruiz Zafóns entfaltet sich, für meine Begriffe, erst auf einer gebührenden Anzahl von Seiten.

Note: 3,00
  • Humor: /
  • Anspruch: 3
  • Spannung: 3
  • Erotik: 3
  • Piratenfaktor: 3