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Donnerstag, 7. August 2014

T. C. Boyle: Das wilde Kind

Genre: Erzählung
Taschenbuch: 112 Seiten
Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: Februar 2012
ISBN: 978-3-423-14065-2

Als 1779 in den Wäldern, nahe des südfranzösischen Dorfes Aveyron, ein nacktes und verwahrlostes Geschöpf gesehen wird, dass sich flink und fremd wie ein Tier im Unterholz bewegt, sind sich die Männer des kleinen Ortes erst einmal gar nicht so sicher, was es war, dass sie dort gesehen haben. Doch die Berichte häufen sich und die Gewissheit beginnt zu dämmern, dass es sich bei dem vermeintlich gottlosen Geschöpf um ein in den Wäldern ausgesetztes Kind handele, statt um einen Dämon oder ein Tier, wie auch vermutet wurde. Wenn nun auch mit etwas Zögern, man war sich sicher, dass es so etwas nicht geben durfte, jetzt, wo Frankreich im Aufbruch war. Schnell verbreitet sich die Nachricht vom Wolfskind im ganzen Land. Eilig beginnt man, sich des streunenden Kindes anzunehmen, es zu fangen und ihm einen Namen zu geben - entspricht dies doch der vermeintlichen Ordnung der Dinge. Das wilde Kind, so ist man sich einig, muss zivilisiert werden, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Doch der junge Victor, wie man ihn inzwischen genannt hat, sträubt sich mit jeder Faser seines geschundenen Körpers gegen das Leben, das ihm aufgezwungen werden soll.

Freitag, 16. August 2013

Jetta Carleton - In Frühlingsnächten


Genre: Roman
Taschenbuch:  320 Seiten
Erscheinungstermin: März 2012
ISBN: 978-3-462-04394-5

…"Sie ging mit ihnen nach unten auf die Straße und versank bis zur Taille in Wolken. Über ihnen glitzerte die Nacht. Der Mond war voll und der Himmel klar wie Eis. Doch auf dem Boden dampfte ein dichter weißer Nebel, Ströme und Wolken aus Nebel, die aus der regengetränkten Erde aufstiegen. Sie wateten durch sie hindurch, sahen zu, wie der Nebel um die Herrenhäuser kroch, die Türmchen und Schieferschindeln verhüllte. So einen Nebel hatte es noch nie gegeben, nicht zu ihren Lebzeiten.Sie nannten ihn Schaum und Suppe des Abends; die Hölle hatte einen Sprung bekommen, Rauch quoll daraus hervor, sie nannten ihn Rasierschaum und Baiser. Sie tasteten sich durch den Nebel, stolperten über die Bordsteinkante und gingen die Treppe zur presbyterianischen Kirche hoch, wo die Luft klar war und sie sich setzten, um zuzuschauen, wie der Nebel an den unteren Stufen leckte. Der Kirchturm leuchtete in den Himmel wie ein märchenhafter goldseidener Arm.

„Wir versinken im Meer!“, sagte Allen. „Wir sind in Germelshausen. Das ist die Gischt des Himmels!“

„Das ist kalte Luft, die auf eine wärmere Oberfläche trifft“, sagte Toby.

„Spielverderber.“ ..."

In Frühlingsnächten passiert so manches, zumal wenn sie mystisch sind. Die Natur bricht auf in einen neuen Zyklus, der sich zwar jährlich wiederholt,aber doch jedes Mal anders ist. Junge Menschen brechen auf, um sich ihren zukünftigen Lebensweg zu suchen. 

So auch die 24 jährige Allen. Eigentlich ist ihr größter Wunsch, aus der tiefsten amerikanischen Provinz nach New York zu gehen und Schriftstellerin zu werden. Mangels finanzieller Absicherung und mit Hilfe von Beziehungen mütterlicherseits, erhält sie trotz noch nicht abgeschlossenem Studium eine Stelle als Lehrerin an einem College. Sie ist dort der jüngste Prof und gerade deshalb sehr beliebt bei ihren Schülern. 

Selbst steht sie noch nicht so recht im Leben, weiß nicht, was sie erwarten soll und lässt zunächst einmal die Vernunft ihren Lebensweg bestimmen. Gefühlsmäßig jedoch zieht es sie in die Nähe zweier Studenten, Toby und George, mit denen sie bald ihre Abende diskutierend und lachend verbringt. Eigentlich ein Studentenleben, dem sie noch nicht so recht entwachsen ist.