Genre: Gegenwartsliteratur
Hardcover: 192 Seiten
Verlag: Hanser
Erscheinungstermin: August 2012
ISBN: 978-3-446-23853-4
Die Sonne brennt über der russischen Steppe. Der Bürgerkrieg hat ein riesiges Land in Fronten geteilt. Ein sechzehnjähriger Soldat, getrennt von seinen Gefährten, reitet, benommen von Hunger und Anstrengung, durch ein kleines Waldstück, während er sich verzweifelt nach Ruhe, Schlaf und Erlösung sehnt, als plötzlich ein Schuss sein Pferd zu Boden wirft. Wie in einem Fiebertraum erhebt sich unser Held schwerfällig, und kaum erblickt er den Feind, spürt er auch schon, wie die Pistole in seiner Hand feuert. Sein Gegenüber sinkt zu Boden. Ein Tag im Krieg. Der noch jugendliche Soldat beugt sich fast reumütig und wie in Trance über den sterbenden Feind, bis er schließlich zu Gedanken kommt und flieht.
Gegen Ende des Krieges spülten die Wogen der Geschichte den jungen Soldaten letztendlich nach Paris - wie so viele russische Exilanten. Die Jahre vergehen, doch vergessen konnte er, der namenlose Ich-Erzähler, diesen Tag in der fiebrigen russischen Steppe des Krieges nie. Wie ein Schleier lastet die Erinnerung an den einzigen Mord, den er jemals begangen hat, auf seinem Leben.
Und dann fällt ihm, nach Jahrzehnten, ein Roman des Schriftstellers Alexander Wolf in die Hände. Bis ins letzte Detail beschreibt Wolf den schicksalsträchtigen Tag in dem Waldstück. Alles ist deckungsgleich mit den Erinnerungen unseres Helden - nur, dass es aus der Perspektive des Mannes geschrieben ist, den er glaubte, getötet zu haben. Für ihn steht fest: Er muss diesen Alexander Wolf finden. Er ahnt nicht, dass dieser nicht einmal so weit entfernt ist.