Genre: Erzählungen
Gebundene Ausgabe: 204 Seiten
Verlag: Kremayr-Scheriau
Erscheinungsdatum: 9. September 2013
ISBN: 978-3-218-00879-2
Woran denkt man zuerst, wenn man an Frauen in arabischen
Ländern denkt? An Unterdrückung vielleicht und Kopftuchdebatten. Und woran
denkt man, wenn man an die arabische Revolution denkt? Islamisten
wahrscheinlich, Militärdiktaturen. Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen den
Frauen und der Revolution? Was hat ein LKW-Führerschein damit zu tun und wie
schafft man es, mit ein paar Cent am Tag eine ganze Familie zu ernähren? Auf
diese Fragen gibt es Antworten im Buch „Frauenpower auf Arabisch“ von Karim El-Gawhary.
Wenn eine Frau in Saudi-Arabien in ein Flugzeug einsteigt,
wird ihr Mann darüber informiert, dass sie das Land verlässt. Wahrscheinlich
schafft sie es aber noch nicht einmal an den Flughafen, öffentliche
Verkehrsmittel gibt es nicht, wenn sie mit dem Taxi fährt, wird sie als
Prostituierte beschimpft und Auto fahren ist den Frauen verboten. Die
36-jährige Abier, die bei der Arab News eine Frauenkolumne schreibt, stört das,
aber sie nutzt es auch als Erklärung für ihr regelmäßiges Zuspätkommen. Die
Geschichte von Abier ist nur eine von vielen im Buch. Eine andere ist die von
Umm Naama, die am Stadtrand von Kairo in bitterer Armut jeden Tag um das
Überleben ihrer Familie kämpft, weil ihr Mann nach einem schlimmen Unfall nicht
mehr für die Familie sorgen kann. Sie hat Angst, dass sie ihre vier Kinder
nicht mehr ernähren kann und auch, dass sie sich die Schule für ihre Kinder
nicht mehr leisten kann, wo ihre älteste Tochter doch Klassenbeste ist.
Das Buch portraitiert sowohl die Kämpferinnen, die es
schaffen, sich stückchenweise Rechte und Freiheiten zu erkämpfen als auch
diejenigen, die sie (wieder) verloren haben. Man lernt die Verliererinnen
kennen, diejenigen, die ihr eigenes Leben gelassen oder Familienmitglieder verloren
haben. Und man lernt diejenigen kennen, die nicht aufgeben, die „Töchter der
Revolution“, die Tag und Nacht kämpfen für Gerechtigkeit und dafür ihre
Familie, ihre Freiheit oder ihre körperliche Unversehrtheit aufgeben.
Beim Lesen des Buches hat man das Gefühl, man lernt diese
Frauen wirklich kennen. Sie nehmen den Journalisten und damit den Leser mit zu
sich nach Hause, sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf und erzählen einfach
ihre Geschichten. Einige der Geschichten stimmen sehr positiv, andere machen
nachdenklich oder wütend und einige sind einfach nur grausam und traurig. Es
regt in jedem Fall zum Nachdenken an, dazu, sich über die Geschehnisse in der
arabischen Welt genauer zu informieren und auch dazu, schätzen zu lernen, wie
viel Glück man hat, in einem Land zu leben, in dem es völlig selbstverständlich
ist, dass eine Frau alleine lebt, arbeiten geht und ihre politische Meinung
äußert.
Mich haben die Geschichten im Buch sehr berührt und ich werde bestimmt noch länger an die einzelnen Schicksale der vielen unterschiedlichen Frauen denken.
Note: 1,3
- Humor: /
- Anspruch: 2
- Spannung: 1
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 1
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen