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Dienstag, 24. Juni 2014

Carlos Ruiz Zafón: Der Fürst des Parnass

Genre: Erzählung
Taschenbuch: 96 Seiten
Erscheinungsdatum: März 2014
ISBN: 978-3-596-19882-5

Die Bücher und Geschichten Carlos Ruiz Zafóns waren schon immer als eine Art Liebeserklärung an die Literatur selbst zu verstehen, und daraus machte der spanische Bestsellerautor auch nie einen Hehl. Stets bediente er Zitate und Anspielungen auf die Großen der Zunft und webte vermeintlich klassische literarische Motive wie Liebe, Tod und Rache in die wohlig warme Flickendecke aus Mythen und Legenden um seine Heimatstadt Barcelona, das er in seinen Büchern gerne zu einer romantisch düsteren Festung, voll von Geheimnissen und Abenteuern, erhebt. Während die früheren Gehversuche Ruiz Zafóns im Fantasy- und Jugendbuchsegment der Literaturlandschaft noch eher unbemerkt blieben (und zwar nicht ganz zu unrecht), avancierten seine Romane um den mysteriösen "Friedhof der vergessenen Bücher" in Barcelona, angefangen mit dem wirklich großartigen "Der Schatten des Windes", dann zu internationalen Megasellern, die sowohl von ehemaligen deutschen Außenministern als auch von Heranwachsenden verschlungen wurden.

Mit "Der Fürst des Parnass" ist seit ein paar Wochen nun ein weiteres Puzzleteil aus Ruiz Zafóns Kosmos um den "Friedhof der vergessenen Bücher" auch auf Deutsch zu haben. Diesmal in Form einer kleinen, knapp neunzigseitigen Erzählung, die anlässlich des Welttages des Buches und zugunsten karitativer Zwecke im Fischer-Verlag erschienen ist. Bisher hatte ich stets den Standpunkt vertreten, dass man, anstatt sich den Nachfolgebüchern "Das Spiel des Engels" (2008), "Der Gefangene des Himmels" (2012) oder dem eigentlich älteren, in Deutschland jedoch erst später veröffentlichten, "Marina" (2011) zu widmen, lieber viermal hintereinander "Der Schatten des Windes" (2003) lesen sollte - von den anderen Büchern Ruiz Zafóns ganz zu schweigen. 

Samstag, 24. November 2012

Carlos Ruiz Zafón - Der Gefangene des Himmels

Genre: Gegenwartsliteratur
Gebundene Ausgabe: 403 Seiten
Verlag: Fischer Verlage
Erscheinungstermin: 25. Oktober 2012
ISBN: 978-3-10-095402-2


Er hat es also gewagt: Für den Fortsetzungsroman seines Zyklus um den "Friedhof der vergessenen Bücher" hat sich Bestsellergarant Carlos Ruiz Zafón an der direkten Weitererzählung seines Smashhits "Der Schatten des Windes" versucht. Zugegeben, als diese Information durchsickerte, bekam ich ein ziemlich flaues Gefühl in der Magengegend, zählt der Roman doch zu meinen absoluten Lieblingen, und Fortsetzungen sind nun wirklich nicht immer ein Segen - das lehrt sowohl die Literatur- wie auch die Filmgeschichte. "Der Schatten des Windes", seiner Zeit der Auftakt zu Ruiz Zafóns düsterer Saga um die katalonische Hauptstadt Barcelona im letzten Jahrhundert, die Wirren, die Leiden und die Geheimnisse einer vom Krieg zerrütteten Metropole, war nicht ohne Grund ein absoluter Welterfolg. Die Gefahr nun, mit "Der Gefangene des Himmels", am eigenen Denkmal zu sägen, ist dementsprechend groß. Wie dem auch sei, nach "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" macht sich Ruiz Zafón also auf, seine, auf vier Teile angelegte Geschichte von Dunkelheit, Liebe und Gewalt weiterzuerzählen. 

Sonntag, 15. Juli 2012

Carlos Ruiz Zafón - Der Schatten des Windes

Genre: Gegenwartsliteratur, Kriminalroman 
Taschenbuch: 562 Seiten 
Verlag: Suhrkamp/Insel
Erscheinungsdatum: 29. August 2005
ISBN: 978-3-518-45800-6

Daniel Sempere wächst als Sohn eines Antiquars im düsteren und tristen Barcelona der Franco-Ära auf, das von den Schatten der Vergangenheit und der Gegenwart beherrscht wird. Während die kleine Buchhandlung des Vaters kaum genügend abwirft, um die Beiden am Leben zu erhalten, verblassen langsam die Erinnerungen an Daniels Mutter, die der Cholera erlag, als er noch ein kleiner Junge war. Es ist ein karges Leben, doch beide arrangieren sich mit dem, was sie haben.

Eines frühen Morgens begeben sich Vater und Sohn auf einen Ausflug durch die noch dunkle Stadt. Es ist der Tag, an dem der zehnjährige Daniel in die Welt des "Friedhofs der vergessenen Bücher" eingeführt wird. Hinter diesem, zugegebenermaßen etwas plakativen Namen verbergen sich die labyrinthhaften Räumlichkeiten einer uralten Gesellschaft von Antiquaren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Bücher zu bewahren, deren Fortbestand gefährdet ist. Es ist Ritus, dass jeder, der den Friedhof zum ersten Mal betritt, ein Buch aus den dunklen und geheimnisvollen Regalen auswählt, um es sein Leben lang zu schützen, bis es seinen Weg zurückfindet. Etwas unbeholfen streift Daniel durch die düstere Szenerie und entscheidet sich schließlich für "Der Schatten des Windes", den Roman eines gewissen Julián Carax.

Gefesselt und begeistert von "Der Schatten des Windes", versucht der Junge mehr über den Autoren in Erfahrung zu bringen, und muss doch schnell feststellen, dass dies alles andere als einfach ist. Der Autor ist verschwunden, und mit ihm die meisten seiner Bücher. Noch dazu häufen sich Gerüchte, das irgendjemand die letzten Exemplare von Carax-Romanen aufkauft, um sie zu vernichten.

Als Daniel eines Nachts am Fenster der spartanischen Wohnung über der Buchhandlung steht und in die Straßen seiner Heimatstadt hinausblickt, bemerkt er einen Mann auf der anderen Straßenseite, der rauchend, in geheimnisvolle Schatten gehüllt, auch ihn beobachtet. Die Szenerie erscheint dem Jungen merkwürdig vertraut, ist sie doch fast deckungsgleich mit einer der Passagen aus "Der Schatten des Windes".

Während Daniel älter wird, dringt immer mehr Vergangenheit ans Licht und die Grenzen zwischen dem Leben eines Daniel Sempere und dem eines Julián Carax scheinen allmählich immer mehr zu verschwimmen.

Mit der "Schatten des Windes" hat der spanische Bestseller-Gigant Carlos Ruiz Záfon seinerzeit nicht nur den Sprung von der Jugendliteratur in die ebenso mystische und düstere Welt der vermeintlichen Erwachsenen geschafft, sondern gleichsam den erfolgreichsten spanischsprachigen Roman nach "Don Quijote" geschrieben. Nun wissen wir, dass nicht jeder Kassenschlager solcherlei überdimensionierter Lob-Arien auch verdient (Liebe Grüße an Stephenie Meyer und E.L. James), doch hier ist dies mehr als nur gerechtfertig. Ein großartiges Buch voller Tragik, Romantik, Mystik und Spannung, dem es zusätzlich nie an erzählerischem Witz, sowie der nötigen Ernsthaftigkeit mangelt, denn neben der ohnehin schon packenden Handlung um den jungen Sempere nähert sich Ruiz Zafón einer fast vergessenen Epoche der jüngeren spanischen Geschichte an, deren Aufarbeitung nicht immer einfach ist. Aufrichtig und unprätentiös erzählt er von einer Ära des Terrors, des Verdrängens und der Unsicherheit, die nach dem Spanischen Bürgerkrieg und während der Diktatur Francos herrschte. 

"Der Schatten des Windes" ist der erste Roman, der als Quadrologie angelegten Saga um den "Friedhof der vergessenen Bücher" ("Das Spiel des Engels" (2008), "Der Gefangene des Himmels" (2012)), was dem Alleinstellungsmerkmal des Romans jedoch keinen Abbruch tut. Ruiz Zafón setzt in diesem Meisterwerk der Gegenwartsliteratur nicht nur seiner geliebten Heimatstadt Barcelona ein literarisches, wenn auch düsteres und verzaubertes Denkmal, sondern auch sich selbst. Ein fantastisches Buch, das nahezu alles kann: Es vermag Krankheiten zu heilen, Tote wieder zum Leben zu erwecken, aber vor allem; uns ein herausragendes Lesevergnügen zu bereiten.

Note: 1,4
  • Humor: 2
  • Anspruch: 1
  • Spannung: 1
  • Erotik: 2
  • Piratenfaktor: 1 
       

Donnerstag, 28. Juni 2012

Carlos Ruiz Zafón - Gaudí in Manhattan. Eine phantastische Erzählung

Gebundene Ausgabe: 56 Seiten 
Verlag: Suhrkamp/Insel
Erscheinungsdatum: 09. März 2009
ISBN: 978-3458193180

Wer bisher schon einmal eines der Bücher des spanischen Hitgaranten Carlos Ruiz Zafón gelesen hat, der erahnt vermutlich bereits dessen Leidenschaft und Respekt für den katalanischen Architekten Antoni Gaudí und dessen Werke, prägen sie doch das düstere und neblige Stadtbild des Barcelonas, das Ruiz Zafón in seinen Romanen um den "Friedhof der vergessenen Bücher" ("Der Schatten des Windes", "Das Spiel des Engels") heraufbeschwört.

Der junge und bettelarme Architekturstudent Miranda erhält die Chance seines Lebens; ein gönnerischer Professor ermöglicht ihm nicht nur, sein Idol, den scheuen, etwas kauzigen und vor allem in die Jahre gekommenen Architekten Gaudí persönlich kennenzulernen, sondern sogar, diesem zu Diensten zu sein, denn der Maestro braucht einen Dolmetscher.

Trunken vor Glück und Aufregung macht sich Miranda auf in die Krypta der legendären Kathedrale Sagrada Família, die nicht nur zum Lebenswerk Gaudís, sondern unbestritten auch zu Dem Wahrzeichen der Hauptstadt Kataloniens avanciert ist. Als der Meister dem jungen Studenten unterbreitet, dass beide zu einer Reise nach Amerika aufbrechen würden, um sich dort mit dem Auftraggeber eines ominösen Projektes auf der Halbinsel Manhatten zu treffen, macht sich der junge Miranda keine Vorstellungen von den Mysterien, die dort auf Meister und Schüler warten. Doch für den Señor steht fest: "Ein Wolkenkratzer ist nichts weiter als eine Kathedrale für Leute, die statt an Gott ans Geld glauben."    

Die 56 Seiten starke Kurzgeschichte besticht, neben den zahlreichen und schönen Illustrationen der Kathedrale und deren Bauphase, natürlich durch die Kunstfertigkeiten Ruiz Zafóns, vor allem, wenn es darum geht, eine geheimnisvolle und abenteuerschwangere Atmosphäre zu schaffen. Was wir hier bekommen, ist eine Ehrerbietung an eben diesen Architekten, der eine der Leitfiguren im Leben des Schriftstellers Ruiz Zafón zu sein scheint - doch eben auch nicht mehr. 

Für eingefleischte Fans von Ruiz Zafón bietet "Gaudí in Manhatten" sicherlich die ideale Lektüre für einen Kurzstreckenflug nach Barcelona oder einfach nur für ein heißes Bad - Leser jedoch, die nicht unbedingt die Passion Ruiz Zafóns für den Architekten und dessen Schaffen teilen, dürften deutlich besser beraten sein, wenn sie sich entweder einen der bereits erwähnten Romane "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" zulegen oder aber bis Oktober warten; denn dann erscheint Ruiz Zafón's neuer Roman: "Der Gefangene des Himmels". Die wahre Magie Carlos Ruiz Zafóns entfaltet sich, für meine Begriffe, erst auf einer gebührenden Anzahl von Seiten.

Note: 3,00
  • Humor: /
  • Anspruch: 3
  • Spannung: 3
  • Erotik: 3
  • Piratenfaktor: 3