Genre: Roman
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Hanser Literaturverlage
Erscheinungstermin: Juli 2013
ISBN: 978-3-446-24327-9
Lebensreisen
Drei Menschen des 20. Jahrhunderts,
drei außergewöhnliche Leben, gepackt in einen Roman. Lebensbilder
verwoben mit Fiktion, nein eher zusammengesetzt wie Scherben, die auf
einem antiken Grabungsfeld gefunden wurden und nun zu einem möglichen
Ganzen zusammengesetzt werden
Warum
man das tut? Weil es geht.
Der
einzig mögliche Treffpunkt der drei Menschen, um die es in Alex
Capus Roman
Der
Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
geht,
könnten
sich nur an einem Tag im November des Jahres 1924 zur gleichen Zeit
am selben Ort aufgehalten haben. Drei Leben, die aneinander
vorbeiziehen und doch irgendwie etwas gemeinsam haben könnten.
Der
Fälscher
Emile
Guilléron
ist auf dem Züricher Hauptbahnhof, weil er den letzten Wunsch seines
Vaters zu erfüllen hat.
Die
Spionin Laura
d'Oriano
ist gerade mal ein Backfisch und mit ihren Eltern auf der Durchreise.
Der
Bombenbauer
Felix
Bloch,
Physiker und späterer Nobelpreisträger ist ebenfalls unterwegs –
den
Quanten auf der Spur.
Zürich
Hauptbahnhof -
dort lässt Alex Capus seine Protagonisten in den Zug des Lebens
einsteigen. Als Mitreisende bekomme ich die verschiedenen Stationen
von Felix Bloch, Emile Guilléron und Laura d'Oriano ohne inhaltliche
Verbindung zueinander und dennoch strukturell gleichzeitig vor Augen
geführt.Habe ich mich einmal in das Leben des Einen oder der Anderen
vertieft, bremst der zwangsweise erfolgende Umstieg in den nächsten
Lebenszug innerhalb eines Kapitels meine Reisegeschwindigkeit abrupt
ab. Ich würde doch gerne den Ort, den ich gerade interessant und
spannend finde noch etwas tiefer erforschen – aber dafür muss ich
einen Umweg machen, der mir nicht in die Reiseroute passt.
Interessant sind die einzelnen Stationen an
denen Felix Bloch, Laura d'Oriano und Emile Guilléron verweilen –
doch der Gesamtstreckenverlauf bleibt mir verborgen. Vielleicht ist
das auch nicht wichtig – denn schon Goethe nannte ja bekanntlich
den Weg das Ziel. Doch die Frage „wohin will er, der Autor“ blieb
bis zum Schluss offen.
Erlesen habe ich mir den recht fundiert
nachgezeichneten Lebensweg Felix Bloch's der mir trotz seiner
Mitarbeit am Bau der A-Bombe der sympathischste Mitreisende war.
Laura d'Oriano, die als junge aufgeschlossene Frau
in den 1920er bis 1930er Jahren so manchen Tabubruch nicht als
solchen erkannte, zeigt sich trotz weniger Details recht farbig.
Tatsächlich fast übersehen könnte man den
Fälscher Emile Guilléron, der im Schatten der Geschichte seines
Vaters verweilen muss, die mehr Raum einnimmt als die Seine. Das mag
daran liegen, dass Vater und Sohn durch die absolute Namensgleichheit
schnell mal verwechselt werden können oder daran, dass sie auch noch
dasselbe Talent zum Beruf machten: Scherben untergegangener Kulturen
zusammenzutragen und über ein wissenschaftliches Maß hinaus
Kunstwerke durchImagination zu schaffen, die es zwar in dieser Form
nie gab, die aber dennoch große gesellschaftliche Anerkennung
fanden.
Und so scheint auch Alex Capus Scherben
aufgesammelt zu haben, die er unbedingt zu einem schönen Ganzen
zusammensetzen wollte. Schade nur, dass die Bruchstücke an manchen
Stellen absolut nicht zueinander passen – zumindest für mich
nicht.
Die Reise war eine interessante, wiederholen werde
ich sie aber nicht. Dazu gibt es noch zu viele neue Reisen für mich.
Note: 3,0
•
Humor: 3,0
•
Anspruch:2,5
•
Spannung: /
•
Erotik: /
•
Piratenfaktor:3,5
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