Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: btb (Random House)
Erscheinungsdatum: 04. September 2006
ISBN: 978-3442734740
Verlag: btb (Random House)
Erscheinungsdatum: 04. September 2006
ISBN: 978-3442734740
Das Gefühl, das ich nach dem Auslesen dieses Romans hatte, kommt dem einer Ausnüchterung bei lebendigem Leibe ziemlich nahe. Nun meine ich dies bei Weitem nicht so negativ, wie man es durchaus auffassen könnte - was ich vielmehr ausdrücken wollte, ist, dass einen die furiose und verwirrende Geschichte wie eine erschöpfte und leere Hülle zurücklässt, die sich eben noch im Rausch einer wilden Nacht befunden hat.
Den
Plot dieser völlig abstrusen und namenlosen Odyssee auf weniger als 320
Seiten wiederzugeben, ist wohl das, was man ein Ding der Unmöglichkeit
nennt. Und genau darum geht es in dieser Geschichte; um Unmöglichkeiten. Nur so viel sei gesagt: Murakamis
namenloser Protagonist, der 29-jährige Chef einer Werbeagentur im Tokyo
der späten 70'er Jahre, bekommt die Pistole auf die Brust gesetzt; eine
ominöse Organisation beauftragt ihn damit, ein bestimmtes und
außergewöhnliches Schaf zu finden, das auf einem Bild zusehen ist,
welches er - unwissenderweise - in einem Werbeprospekt veröffentlich hat
- andernfalls droht die Organisation, die Agentur und seine ganze
Existenz zu zerschlagen.
Nun handelt es sich nicht einfach nur um eine besondere oder seltene Gattung des Tiers, sondern vielmehr um ein völlig einzigartiges und magisches Schaf, das nicht nur von einem Menschen Besitz ergreifen kann, sondern wahrscheinlich sogar ein Interesse daran zu haben scheint, die Geschicke Japans und möglicherweise der ganzen Welt zu beeinflussen und ins Chaos zu stürzen. Das Foto, welches den Protagonisten überhaupt erst in diese augenscheinlich ausweglose Situation gebracht hat, wurde ihm von einem Jugendfreund zugesandt - das ist die einzige Spur.
Und so bleibt dem Helden und seiner Freundin, einem Ohrenmodel und Callgirl mit übersinnlichen Fähigkeiten, nichts anderes übrig, als aufzubrechen. Einziges Indiz ist und bleibt der Poststempel auf dem Brief des Freundes, der die Tragödie erst verursachte. Ihre Schnitzeljagd führt sie in die verlassene und kühle Einöde Japans, eine andere Welt, voller skurriler Charaktere und unglaublicher Ereignisse.
Murakamis
metaphorische und erwartungsgemäß gutgeschriebene Geschichte
beschäftigt sich, wie wohl beim japanischen Bestsellerautor üblich, mit
den Themen: Verlust, Ordnung und Zeit. Und
auch wenn sie mir zeitweise wirklich den Boden unter den Füßen
weggerissen hat, so überzeugte mich dieser Steppenwolf im Schafspelz
niemals so ganz. Alles
ist verhältnismäßig stringent und im Stile eines Detektivromans
gehalten (selbst der Protagonist liest immer und immer wieder in den
"Abenteuern des Sherlock Holmes"), doch der Funke will einfach niemals
so richtig überspringen. Was
mir gefehlt hat, waren echte und wilde Emotionen, schließlich ist die
Lage prekär und die Ereignisse mehr als außergewöhnlich - Murakamis
Protagonist jedoch, fügt sich voller Trübsal und fast teilnahmslos in
sein Schicksal, was dann eher den Eindruck eines Wochenendausflugs, als
den, eines wirklichen Abenteuers erweckt.
Note: 3
- Humor: 3
- Anspruch: 2
- Spannung: 3
- Erotik: 3
- Piratenfaktor: 4
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen