Philippe Pozzo di Borgo entstammt einer alten, angesehenen französischen
Famiilie, ist erfolgreicher Geschäftsführer der Firma Champagnes
Pommery, liebt seine Frau und seine adoptierten Kinder, ist viel
unterwegs, sportlich aktiv und leidenschaftlicher Gleitschirmflieger.
Immer wieder geht er Risiken ein, wenn er sich von Thermiken, die er
intuitiv erfühlt, in schwindelnde Höhen kreiseln lässt.
1993 stürzt er ab. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Die Landung nach einem seiner geliebten Gleitschirmflüge geht katastrophal schief. Er ist querschnittgelähmt, ab dem Hals.
1993 stürzt er ab. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Die Landung nach einem seiner geliebten Gleitschirmflüge geht katastrophal schief. Er ist querschnittgelähmt, ab dem Hals.
Da seine Frau selbst seit Jahren schwer krank ist und immer
häufiger und immer längere Krankenhausaufenthalte für sie notwendig
werden, benötigt er fremde Hilfe.
Hier tritt Abdel - sein "Schutzteufel", wie er ihn nennt - auf den Plan.
Das Buch, dessen Titel im französischen Original "Le second souffle"
(der zweite Atem) heißt und das nach einer Dokumentation über die
beiden Freunde von Philippe Pozzo di Borgo noch erweitert wurde um den
Teil, der im französichen "Le diable guardien" (der
Schutzteufel) betitelt ist, zeigt nichts von dem, was der Film zeigt.
Tatsächlich kommt die Freundschaft zwischen Philippe und Abdel relativ
kurz, dennoch wird klar, dass es eine tiefe ist. Abdel kümmert sich um
Philippe. Zuverlässig und loyal. Er mag manchmal unverantwortliche Dinge
tun, doch immer dann, wenn es notwendig ist, ist er zur Stelle.
Harter Stoff ist es, den Pozzo di Borgo den Lesern zumutet. Direkt,
ungeschönt, authentisch, ohne einen Schleier erzählt er von dem, was in
ihm vorgeht nach dem Unfall, nach dem Tod seiner geliebten Béatrice und
davon, dass es hinterm Horziont doch weitergeht. Er analysiert sogar sein Verhalten vor Béatrices Tod als Flucht. Nun da er selbst komplett auf die Hilfe anderer angewiesen ist - und das ist zuweilen mehr als erniedrigend - merkt er, wie sehr er seine Frau mit ihrer Krankheit alleine gelassen und nur an sich und sein kleines Ego gedacht hat. Nicht eben sympathisch das Bild, das er von sich zeichnet.
Trotz aller körperlicher und seelischer Qualen erreicht er etwas, was viele Menschen in ihrem Leben nicht im Ansatz kennen: Demut, Frieden mit der persönlichen Situation und meiner Meinung nach sogar Zufriedenheit.
Trotz aller körperlicher und seelischer Qualen erreicht er etwas, was viele Menschen in ihrem Leben nicht im Ansatz kennen: Demut, Frieden mit der persönlichen Situation und meiner Meinung nach sogar Zufriedenheit.
Es
gibt keinen Tetraplegiker in Frankreich, der so lange mit diesem
Handicap überlebt hat, wie Pozzo di Borgo. Das mag zum Teil an seiner
privilegierten finanziellen Situation liegen, sicherlich ist aber seine
positive Grundeinstellung maßgebend dafür.
Wer sich auf den anfangs etwas verwirrenden Stil des Buches einlassen
kann - Pozzo di Borgo lässt die Erinnerungen zwar in einer
chronologischen Struktur aber dennoch ungehemmt fließen - der kann
teilhaben an einer ungewöhnlichen Weltsicht, an einer wahrhaft starken
Haltung und einem unerschütterlichen Glauben.
Nach der Lektüre des
Buches wird es nötig sein, die einzelnen aufgenommenen Fäden miteinander
zu verknüpfen, die Schilderungen sacken und einiges einfach stehen zu
lassen. Unberührt kommt man allerdings nicht davon.
Doch Achtung: wer erwartet, den Film im Buch wiederzufinden, wird
enttäuscht werden. Deshalb ein Tipp: erst das Buch lesen, dann den Film
sehen.
Note: 2,3
- Humor: 3,0
- Anspruch: 1,0
- Spannung: 3,0
- Erotik: -
- Piratenfaktor: 2,0
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