Montag, 8. April 2013

Cathi Unsworth - Opfer

Cathi Unswoth - Opfer
Genre: Krimi
Taschenbuch: 384Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag
Erscheinungstermin: März 2013
ISBN: 978-3-518-46433-5

Weirdo, bezeichnet den verrückten Typ, den Freak, den/die Psychopathen. Übersetzt wurde dies mit dem etwas reißerisch wirkenden Wort "Opfer", was in roten Lettern abgehoben vorne auf dem Buch prangt und viel aber auch gar nichts bedeutet. Aber in der Flut der Neuerscheinungen gilt es aufzufallen, auch wenn das Wort recht indifferent ist. Ein Opfer gibt es in einem Krimi meistens.

Wer das Opfer ist, verrät uns Cathi Unsworth erst einmal nicht, bzw. lässt uns im Unklaren Wir befinden uns im Jahre 2003, Sean Ward, ein wegen einer Schießerei aus der Polizei entlassener Ex-Polizist, bekommt den Auftrag, ein 20 Jahre altes Verbrechen neu zu untersuchen.

Er reist in das Städtchen Ernemouth (Grafschaft Norfolk, stellvertretend für eine kleine, verschlafene, englische, Kleinstadt) und befragt die Bewohner. Doch so eine Kleinstadt hat ihre Geheimnisse hinter die man als Außenstehender nicht so einfach schauen kann.

Geschickt webt Cathi Unsworth die Ereignisse des Jahres 1983 vor der Tat, mit der Recherche des Anfang 30 jährigen Privatdetektivs.
Teilweise werden Ereignisse mit in die Zukunft genommen und so entsteht ein sehr flüssig zu lesender Roman. 


Hauptbestandteil der Untersuchungen ist eine Clique von jungen Schülern um die 15-18, die in der gemütlichen Kleinstadt heranwachsen, mit all ihren Problemen, Ausbrüchen und Hormonanwandlungen.


In diese Clique kommt Samantha, die Enkelin des Besitzers des Freizeitparks vor Ort. Sie findet relativ schnell Anschluss, doch hat sie dunkle Anwandlungen und eine gefährliche Art die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Bald eskaliert die Situation....

Cathi Unsworth hat ihr Buch in vier gleichgroße Kapitel unterteilt, in denen sie zwischen den Jahren und Ereignissen springt. Grob sind das die Klassischen Krimiutensilien, Einführung, Verwirrung, falsche Fährte, Auflösung. 

Ihre Charaktere bleiben leider auch bis zum Ende des Buches blass, einzig Rivett, als absoluter Böser, der die Stadt beherrscht, ist ihr mit seinen dunklen Gedanken und Taten gut gelungen. Die Absichten und Ziele der anderen bleiben einem meist verborgen. Da ist Noj der/die Frau-Mann mit mystischem Einschlag. Oder Corrine, die in eine Irrenanstalt gesteckte Täterin, die mit ihrer drogenabhängigen Mutter und ihren Rockerfreunden zusammenlebt. Allesamt Personen aus denen man hätte mehr machen können. Ganz blass bleibt Sean Ward, der recht hilflos durch die Geschichte taumelt und mehr recht und schlecht die Lösung findet.
Das Aufwachsen der Jugendlichen wirkt auch recht klischeehaft, die Musik der 80er wird etwas einfach mit "wummernden Bässen" "treibenden Beat" und "kreischenden Gitarren" beschrieben, eine Differenzierung findet leider nicht statt. Die Probleme der Aufwachsenden sind bekannt und kommen einem wie aus einer Liste abgeschrieben vor.
Atmosphärisch ist hier leider zu wenig herausgeholt.

Die Lösung erzählt uns Cathi Unsworth am Ende einfach herunter. Da gibt es keine Kniffe oder vesteckten Tricks, auch wenn die Geschichte einige unerwartete Wendungen hat, aber etwas mehr Freiheit, dem Leser seine eigenen Gedanken zu entwickeln, hätten dem Ganzen gut getan.

Ein insgesamt durchschnittlicher, gut zu lesender, zum Glück nicht allzu blutiger Krimi mit blassen Figuren.

Note: 3
  • Humor: 4
  • Anspruch: 4
  • Spannung: 3
  • Erotik: -
  • Piratenfaktor: 3

1 Kommentar:

  1. Es mag stimmen, dass die Figuren etwas blass geraten sind. Dafür hat die Autorin die Themen Missbrauch, Prostitution, Manipulation und Rache umgesetzt, auf die sich das Augenmerk des Lesers richtet.

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