John Strelecky - Das Café am Rande der Welt
Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: Dtv
Erscheinungsdatum: 1. Februar 2007
ISBN: 978-3423209694
Ein Mann, gestresst und ausgepummt von Job, Karriere und Ellenbogengedusel, macht sich auf zu einem Wochenendausflug, um die "eigenen Batterien aufzuladen", wie er es selbst formuliert. Als er in einen Stau gerät, beschließt er kurzerhand, vom Highway abzufahren und auf eigene Faust nach einer Abkürzung zu suchen. Genervt von endlosen Landstaßen, Hunger, der anbrechenden Dunkelheit und der Erkenntnis, dass er sich völlig verfahren hat, strandet er schließlich in einem kleinen Café am Straßenrand, welches wir, mit unserem Hollywood-Filmwissen, wohl eher als "Diner" bezeichnen würden. Er setzt sich, schlägt die Speisekarte auf, hält Smalltalk mit der Bedienung, schaut sich um - bis ihm plötzlich etwas an der Karte auffällt. Nicht die Speisen sind außergewöhnlich, sondern drei Fragen, welche unheilvoll unter den Gerichten aufgeführt sind: "Warum bist du hier?", "Hast du Angst vor dem Tod?" und "Führst du ein erfülltes Leben?".
So weit, so gut. Hätte John Strelecky, der Autor dieses Kurz-Romans, zu diesem Zeitpunkt aufgehört zu schreiben und stattdessen jemanden kontaktiert, der über so etwas wie literarisches Geschick und, nun ja, Fantasie verfügt, hätte aus dem Plot tatsächlich eine recht gute Geschichte für desillusionierte Lebensführungs-Romantiker wie mich werden können. Jedoch ist das, was man hier zu lesen bekommt, ein großer, liebloser Haufen Moralgeschisse. Das Problem ist nicht, dass der Autor nichts zu sagen hätte, das hat er nämlich tatsächlich, das Problem ist vielmehr, dass Strelecky einfach kein guter Schriftsteller ist. Lieblose und klotzige Dialoge, gegen die selbst das rhetorische Ping-Pong im Scripted-Reality-Nachmittagsprogramm von RTL realitätsecht und oscar-ambitioniert wirkt, geben sich mit Selbst- und Lebenserkenntnissen, die für niemanden bahnbrechend oder neu sein sollten, die litearische Klinke in die Hand. Die grundlegenden Erkenntnisse, die uns hier präsentiert werden:
- Unsere Gesellschaft ist gefangen in der Routine des Selbstbetrugs
- Der ewige Konsum soll uns bei Laune halten und ölt das Getriebe der freudlosen Existenz
- Man sollte das machen, was einem gefällt, damit man nichts verpasst und glückseelig ins Elysium wandern kann
Man fühlt sich, als sei man Teil eines kitschigen Motivations-
bzw. Lebensführungsworkshops für satte Manager mitte vierzig, in den
Räumlichkeiten einer kalifornischen Abendschule. Die dröselige
Rahmenhandlung, die Strelecky, aus welchem Grund auch immer, als
Garnitur seiner klugscheißerischen Selbstverwirklichungsratschläge
erwählt hat, gerät sowohl für den Leser als auch augenscheinlich für den
Autoren, mit fortschreitender Seitenzahl, zunehmend in den Hintergrund.
Was die, vom Autoren selbst gestellten, Lebensfragen betrifft, so ist
nicht einmal deren Beantwortung zufriedenstellend; gerade was die
Thematik der Todesangst betrifft, erweist sich Strelecky
als kurzsichtiger Schaumschläger. Für ihn ist die Sache ganz einfach: Wer gut lebt, hat nichts verpasst, und wer nichts verpasst hat, muss
doch auch keine Angst vor dem Tod haben. Wenn es nur so einfach wäre, du
dämlicher Wichtigtuer. Und in der Tat, der Autor ist ein ehemaliger
Manager und ja, er gibt inzwischen konstenpflichte Seminare und
Workshops für andere, von sich selbst angeekelte, Anzugträger mit
Surfer-Fantasien.
Die acht Euro, die ich blindlinks in dieses schlechte Buch investiert habe, hätte ich gutenherzens auch für acht Überraschungseier ausgeben können - und wie ein Freund von mir weise bemerkt hat: "Das wäre dann wenigstens auch überraschend". Die Zeit, die ich jedoch dafür geopfert habe, und sei es auch nur sehr wenig Zeit gewesen, ist unbezahlbar - diese Erkenntnis wäre doch ganz im Sinne des Romans.
Die acht Euro, die ich blindlinks in dieses schlechte Buch investiert habe, hätte ich gutenherzens auch für acht Überraschungseier ausgeben können - und wie ein Freund von mir weise bemerkt hat: "Das wäre dann wenigstens auch überraschend". Die Zeit, die ich jedoch dafür geopfert habe, und sei es auch nur sehr wenig Zeit gewesen, ist unbezahlbar - diese Erkenntnis wäre doch ganz im Sinne des Romans.
Also,
mit den Worten des letzten großen Kritikers: Vertrauen Sie mir, ich
weiß, was ich tue, und lesen Sie NICHT "Das Café am Rande der Welt" von
John Strelecky!
Note: 5,25
Note: 5,25
- Humor: 5
- Anspruch: 5
- Spannung: 5
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 6
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