Genre: Roman
Broschur: 656 Seiten
Verlag: ullsteinbuchverlage
Erscheinungstermin: Mai 2012
ISBN: 978-3-548-28475-0
Sie verdienen das Beste von allem
Den besten Job,
die beste Umgebung,
die beste Bezahlung,
die besten Kontakte.
Aus einer Anzeige in der New York Times
New York, 1956. Tausende junger Frauen entströmen jeden
Morgen der Subway - auf dem Weg zu ihrem Broterwerb, dem Übergangsjob
bis zu ihrer Entdeckung als Star oder zum Ort ihrer Berufung. Sie wollen
oder müssen ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Die meisten nur so
lange bis zur glücklichen Eheschließung mit einem netten jungen Mann.
Ein paar jedoch sehen ihr Berufsleben nicht als Übergang an, sondern
wollen sich emanzipieren, ablenken, etwas vergessen, sich verwirklichen,
unabhängig sein und bleiben.
So wie Caroline, die Hauptfigur in Rona Jaffes
Debütroman aus dem Jahr 1958, der schon damals wegen seiner Ehrlichkeit
und Tabubrüche für Furore sorgte. Wir deutschen Leser verdanken die
Neuübersetzung und Wiederauflage der Kultserie MAD MEN – in der das Buch
wohl als Bettlektüre fungiert.
Caroline ist eine von fünf jungen Frauen Anfang
zwanzig, die uns tief in ihr Leben einlassen. Sie versucht, die geplatzte
Verlobung mit ihrer großen Liebe über die Anstellung bei Fabian
Publications zu vergessen. Doch der Bürojob selbst füllt sie nicht aus.
Sie zeigt Stil in allen wichtigen Belangen des Lebens und steigt durch
Hartnäckigkeit, Ehrgeiz und Können bis zur Lektorin auf. Der Weg dorthin
ist ein steiniger, aber durchaus interessanter.
Freundinnen
findet sie in der bodenständigen alleinerziehenden Barbara, der etwas naiven, vom Lande stammenden April, der glamourösen und erfahrenen Gregg und nicht zuletzt auch in der etwas unscheinbaren Mary Agnes. Alle haben sie ein Ziel: die große Liebe finden, den
eigenen Weg gehen, Karriere machen, berühmt werden, das Leben mit Kind
meistern … und immer wieder sind da Männer, die zu bestimmen haben, wie
weit sie dabei kommen.
Dieser Roman aus dem Jahr 1958 ist etwas Besonderes. Besonders, weil er
uns heutigen Frauen absolut authentisch zeigt, welche Hindernisse junge
Frauen noch vor etwas mehr als 50 Jahren aus dem Weg räumen mussten, um
das zu bekommen, was sie sich sehnlichst wünschten und was für jeden
Menschen einfach wichtig ist: Selbstverwirklichung, Akzeptanz, Glück und Respekt.
Es gab damals auch in Deutschland einen Paragraphen, der Frauen
untersagt hat, nach der Eheschließung ihren Beruf weiter auszuüben –
damit Männer die freien Stellen besetzen konnten. Heute aus vielen
Gründen unvorstellbar.
Besonders ist der Roman aber auch, weil er ganz offen zeigt, wie Frauen
von Männern behandelt werden und wie sich die Frauen dabei fühlen
– und das gehört leider nicht nur der Vergangenheit an.
Neu dabei war
für die damalige Zeit auch die Darstellung der Unsicherheit, mit der sie
den Avancen der zumeist Vorgesetzten entgegentreten (müssen) – aus
Angst vor Arbeitsplatz-verlust oder einfach nur aus Angst vor dem damit
verbundenen Ruf.
Rona Jaffe hat nicht nur dieses Buch geschrieben, sie hat eine Stiftung
zur Förderung amerikanischer Nachwuchsautorinnen gegründet und war Zeit
ihres Lebens bemüht, junge Frauen zu unterstützen und immer wieder auf
die gesellschaftlichen Zustände aufmerksam zu machen und diese zu
ändern.
Sie hat es mit Das Beste von allem geschafft, mich in eine Zeit zu entführen, die mir plötzlich gar nicht mehr fremd vorkam. Ich war
Caroline, Barbara, April, Mary Agnes und Gregg – denn mit jeder
einzelnen dieser liebevoll gezeichneten jungen Frauen konnte ich mich in
irgendeinem Punkt identifizieren. Gut mit Gregg nicht so ganz.
Durch die abwechselnd zwischen den Erzähl-strängen der einzelnen
Personen hin und her springenden Kapitel baut Jaffe genügend Spannung
auf, um es dem Leser so schwer wie nur möglich zu machen, das Buch aus
der Hand zu legen. Ihre eigene Stilsicherheit stellt sie zu Beginn jedes
Kapitels unter Beweis: Beginnend mit etwas Allgemeinem, das die Zeit,
die Gegebenheiten und New York zum Greifen nah erscheinen lässt, blendet
sie geschickt auf die einzelnen Geschichten und Per- sonen über. Männern
sei dieses Buch ausdrücklich ebenfalls empfohlen – können sie doch auch
heute noch einiges über die andere Seite des Mondes erfahren ...
Caroline, Mary Agnes, Barbara, April und Gregg
haben mich lange begleitet – auch lange nach dem Schließen der
Buchdeckel. Das Buch ist übersät mit kleinen bunten Post-Its – Stellen,
die mir unter die Haut gingen, die mich erheitert haben, die mich
zutiefst berührten. Und keine davon werdet ihr hier lesen, denn ihr habt
einen Auftrag: Geht morgen in die Buchhandlung eures
Vertrauens und fragt nach dem Buch mit dem wunderschönen Cover und dem
stylischen Schnitt.
Gönnt es euch, das Beste von Allem, ihr habt es verdient und
lasst Bücher mit merkwürdigem Frauenbild, die von irgendwelchen
Grauschattierungen handeln, lieber stehen.
Wie immer verlasse ich mich auf euch!
Note:1,6
•
Humor: 2,0
•
Anspruch: 1,5
•
Spannung: 2,0
•
Erotik: /
•
Piratenfaktor:
1,0
Das klingt nach einem Buch wie für mich gemacht. Zwar ohen Fantasy-Schnick-Schnack, aber dafür ein Thema, das ich hochinteresant finde. Hab vor einiger Zeit eine Leseprobe zum Buch gelesen und die hat mir schon gut gefallen. werde mal nach dem Buch Ausschau halten =)
AntwortenLöschenLG
Anja
Mach das auf jeden Fall - das Buch sieht nicht nur gut aus im Regal, es entführt auch komplett in eine andere Zeit. Wünsche viel Spaß bei der Lektüre! LB Bri
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