Sonntag, 4. November 2012

David Mitchell - Der Wolkenatlas

David Mitchell - Der Wolkenatlas
Genre: Gegenwartsliteratur
Broschiert: 672 Seiten
Verlag: Rowohlt
Erscheinungstermin: 01. November 2007
ISBN: 978-3-499-24036-2

Was lesen Sie am liebsten? Seefahrergeschichten? Historische Romane? Krimis? Humorvolle Gegenwartsliteratur? Düstere Dystopie? Oder sogar Fantasy, die darüber hinausgeht? Was wäre, wenn es ein Buch gäbe, das den Versuch unternehmen würde, all diese - uns zu Genüge bekannten - Genres des Literaturbetriebs miteinander zu verweben?

David Mitchell unternimmt genau diesen Versuch, indem er sechs scheinbare Einzelschicksale über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren miteinander verknüpft: Das Tagebuch eines Schiffsreisenden, die Briefe eines jungen, verlorenen Komponisten an einen Freund, die Geschichte einer Journalistin, verfasst im Stile eines Kriminalromans, die amüsante Odyssee eines in die Jahre gekommenen Verlegers, der auf der Flucht, unabsichtlich in die Fänge einer Vorhölle von Altenheim gerät, das Verhörprotokoll eines rebellierenden Klonmädchens und eine Lagerfeuererzählung aus einer martialischen, postapokalyptischen Welt. Das klingt verrückt und zusammenhangslos? Das ist es keineswegs. Eine Verbindung besteht immer. Sechs Geschichten: jede anders geschrieben, jede auf ihre Weise mitreißend, jede miteinander verbunden.

"Der Wolkenatlas" ist nur auf den ersten Blick eine esoterische Fantasterei über Reinkarnationen und Seelenwanderung. Dahinter steckt viel mehr: Mit sprachlicher Finesse, Witz und reichlich Tiefgang gelingt es Mitchell nicht nur, ein realistisches Portrait der jeweiligen Epoche abzuliefern, spannende Geschichten zu erzählen und den Leser schlicht weg gut zu unterhalten, sondern auch, einen ethischen Diskurs über das Wesen des Menschen anzustimmen; über Macht und Unterdrückung, Nächstenliebe und darüber, was es heißt, Entscheidungen zu treffen.

Ein großartiges, ein kluges Buch, das den Leser im Sturm erobert, wenn er sich denn darauf einlassen möchte, und anschließend völlig erschöpft zurücklässt, schließlich hat man doch irgendwie das Gefühl, sechs Romane in einem gelesen zu haben. Die Qualität der deutschen Übersetzung ist ebenfalls hervorzuheben: Jede Zeit hat ihre eigene Sprache; ihre eigene Schreibung und ihren eigenen Stil.

Ob die, im November in die deutschen Kinos kommende, Verfilmung des "Wolkenatlas" diesem Dampfhammer eines Romans gerecht werden kann, bleibt sicherlich abzuwarten. Das Lesen lohnt sich jedoch allemal - egal in welchem Genre man eigentlich beheimatet zu sein glaubt.


Note: 1,4

  • Humor: 2
  • Anspruch: 1
  • Spannung: 1
  • Erotik: 2
  • Piratenfaktor:1

1 Kommentar:

  1. Ich habe Den Wolkenatlas auch gelesen und es ist mit Abstand eines meiner Lieblingsbücher! Außerdem find ich den Film dazu auch sehr gut gelungen. :D

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