Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: btb (Random House)
Erscheinungsdatum: 04. Mai 2009
ISBN: 978-3442739295
Können Sie
vielleicht gerade nicht schlafen? Oder ist ihre Katze davongelaufen?
Bekommen Sie öfters seltsame Telefonanrufe, oder fragen sich, warum Sie
überhaupt Beziehungen zu anderen Menschen unterhalten? Misstrauen Sie
öfters Ihrer Erinnerung? Haben Sie ein Faible für das Skurrile,
Phantastische, oder schlicht das Unwahrscheinliche? Oder, um die Sache
einmal abzukürzen - wollen Sie mal wieder richtig gute Geschichten
lesen, bei denen das Einschalten des Hirns allerdings Grundvoraussetzung
ist? Dann dürften Sie bei diesem Band bestens aufgehoben sein.
Ich habe diesen
ein wenig herausfordernden Band zum ersten Mal vor ein paar Jahren
gelesen, und bin erstaunt, wie neu er mir nun bei der zweiten Lektüre
scheint. Doch das halte ich erstmal für ein Qualitätsmerkmal. In der Tat
glaube ich, dass man mit einer einmaligen Lektüre diesen gehaltvollen
Stories nicht gerecht wird. Man kann sich ihnen aber durchaus nähern.
Sofern man gewillt ist, auch hinter die doppelten Böden und versteckten
Falltüren zu schauen, heißt das.
Ein wenig lesen
sich die hier versammelten 8 Geschichten wie ein Reigen. Denn gewisse
Motive tauchen in allen Geschichten immer wieder auf, und ziehen sich
wie hauchdünne, geheimnisvolle Fäden durch das Buch. Da wäre zum
Beispiel die eingangs erwähnte, verschwundene Katze. Schlaflosigkeit,
und verschwommene Erinnerungen, wären ein zweiter Punkt. Auch
geheimnisvolle Telefonanrufe gibt es hier öfters. Begegnungen mit
seltsamen Menschen sowieso, des weiteren weinende Frauen, verloren
geglaubte Erinnerungen, traumgleiche Sequenzen - und mittendrin immer
wieder Helden, die sich ihrer eigenen Rolle nicht ganz sicher sind.
Das liest sich im
ersten Anlauf bisweilen ein wenig skurril, ist bei näherem Hinsehen
aber oft auch komisch - auf eine sehr verschrobene Art. Freunde von
Monty Python, Douglas Adams oder Arto Paasilinna sind hier gar nicht mal
so falsch. Auf ein Sperrfeuer an Schenkelklopfern darf man hingegen
nicht hoffen; dafür ist sich Murakami mit Recht zu schade.
Für den
erfahreneren Murakami-Leser bietet sich hier zudem die Möglichkeit, im
Fundus seiner Ideenwerkstatt zu stöbern, und zu untersuchen, wie manche
Ideen zu seinen großen Romanen entstanden sind. Die erste Geschichte
beispielsweise wurde später zur Eingangssequenz des Buches "Mister
Aufziehvogel". Und die titelgebende Geschichte, "Der Elefant
verschwindet", riecht von der Atmosphäre her ganz entschieden nach einem
Film von David Lynch.
Das Buch ist für
mich ein wahres Labyrinth, und immer wieder spannend. Für
Murakami-Neulinge vielleicht weniger geeignet - aber eine wahre Oase für
alle, die von den Hera Linds, Tommy Jauds und Daniel Glattauers dieser
Welt von Herzen die Nase voll haben.
Note: 2
- Humor: 3
- Anspruch: 1
- Spannung: 2
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 2
Glattauer in den selben Topf geschmissen wie Lind und Jaud?
AntwortenLöschenIch staune.
Glattauer ist ein feiner Kerl, der feine Romane schreibt.
Lind und Jaud... von ihren Büchern kenne ich nur die schlechte Kritik von (meiner Meinung nach) ernstzunehmenden Buchkritikern.
P.S.:
AntwortenLöschenDa wo "schlechte Kritik" steht, sollte "negative Kritik" stehen (Gedankenfehler).
Grüße.
Ich kann an Murakami nich ran - vermutlich bin ich zu rational :-)
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