Verlag: Hanser
Erscheinungsdatum: 06. Februar 2012
ISBN: 978-3-446-23858-9
Als sich der 11-jährige Michael in 1950'er Jahren an Bord der Oronsay begibt, ahnt er nicht, dass ihn das Schiff nicht nur von Ceylon nach London bringt, wo ihn seine Mutter und die Ausbildung an einer britischen Schule erwarten, sondern auch, dass die Reise sein Leben für immer beeinflussen wird.
Gleich zu Beginn der mehrwöchigen Schifffahrt, knüpft er Kontakt zu zwei anderen Jungen, die nicht nur das Schicksal des Alleinreisens mit ihm teilen, sondern auch seine Sitznachbarn am Katzentisch sind, dem Essensplatz, der am weitesten vom Tisch des Kapitäns entfernt ist. Dieses angedeutete soziale Stigma wird fast zu einem Symbol für Michaels gesamtes Leben in der Fremde, denn die Heimat, des in die Jahre gekommenen Erzählers, der uns, in der Rückschau, die Ereignisse der Reise schildert, blieb Ceylon, für immer. Doch Michael und seine Freunde, der ruhige und behutsame Ramadhin und der draufgängerische Cassius, genießen ihre Zeit am Katzentisch und die Gesellschaft, die ihnen die skurrile Runde aus Charakteren und Außenseitern beschert.
An Bord der Oronsay erleben sie unzählige Abenteuer, Dramen und schicksalsumwobene Geheimnisse, die sich in die Lebensläufe der drei jungen Passagiere für immer einbrennen sollten. Selbst, wenn nur für ein paar Wochen; die Oronsay wurde zu ihrer ganzen Welt. Und auch dieser Mikrokosmos war bevölkert von Liebenden, von Gauklern, Gefangenen, Millionären und Dieben, von einsamen Jungfern, die sich heimlich um ihre geschmuggelten Tauben kümmern und charismatischen Pianisten, die jungen Frauen schelmische Blicke zu werfen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben waren sie so etwas wie Erwachsene.
Gefühlvoll, mitreißend und aufrichtig erzählt Ondaatje in "Katzentisch" die Geschichte einer Reise, die ein ganzes Leben wurde. Es ist sowohl eine Geschichte über Außenseiter als auch über das Erwachsenwerden in einer Welt, aus der man stets das Beste machen muss, oder mit den Worten des Romans: "Es gibt immer eine Geschichte, die einen erwartet. Noch kaum ausgeformt. Erst allmählich macht man sich mit ihr vertraut und gibt ihr Nahrung. Man entdeckt den Panzer, der den eigenen Charakter bergen und härten wird. Auf diese Weise findet man seinen Lebensweg."
Der tiefgründige Zauber und die Wortgewalt, mit der, der Bestseller-Autor Ondaatje, frei von jeder rührseligen oder pathetischen Nostalgie, in "Katzentisch" erzählt, machen es zu einem der besten Bücher, die ich je gelesen habe.
Note: 1,25
- Humor: 2
- Anspruch: 1
- Spannung: 1
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 1
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen