Freitag, 15. Juni 2012

George Lindt - Provinzglück


George Lindt - Provinzglück          
Taschenbuch: 218 Seiten 
Verlag: Fischer                                         
Erscheinungsdatum: November 2005  
ISBN: 978-3596166237


Wahrscheinlich hat jedes Buch, welches eine potentielle Leserschaft bzw. eine Zielgruppe vorzuweisen hat, auch irgendwo seine Existenzberechtigung. Da es zweifellos jede Menge Menschen gibt, die denken, dass sie in einem Till Schweiger-Film leben, dass sie den Individuellsten aller Musikgeschmäcker haben, dass sie bezaubernde Besonderheiten auf unserem schönen Erdenrund und noch dazu unglaublich verliebt in unsere durchgekaute Hauptstadt sind, kann man im Fall von "Provinzglück" wohl von einer Daseinsberechtigung sprechen.

Was man hier bekommt, hat man schon tausendmal gesehen, gehört und gelesen: selbstgefällige Pseudoreflexion, eine dösige Liebesgeschichte, das Verhältnis zweier bester Freunde zueinander und natürlich die Problematik des wirklichen Erwachsenwerdens. Man stelle sich nun diese durchaus bekannten Thematiken im Korsett der Dialoge eines deutschen Mid-Budget-Films à la Schweighöfer vor. Permanent hat der Leser das Gefühl einen Film zu sehen. Sicher, das ist erst mal nicht schlecht, spricht es doch für die Erzählerqualität des Autors, aber es ist in diesem Falle wahrlich kein guter Film. Alles wirkt gesetzt und überkonstruiert, wobei es zugegebenermaßen nicht unangenehm ist, Lindt's Sätze zu lesen. Was stört, sind - neben der Handlung -  die Charaktere; jeder kennt wahrscheinlich irgendeinen Typen, der genauso ist, wie Lindt's Protagonist Jan. Das Problem: dieser Typ ist ein Idiot, mit dem sich Leute, die nicht in sich selbst, in ihr eigenes dummes Gefasel und natürlich in Berlin in höchstem Maße verliebt sind, nur schwer identifizieren können. Alles in Allem lässt sich "Provinzglück" auch mit den Worten: „Bla Bla, Berlin, Bla Bla, Kreativberufe, Bla Bla, Bin ich unreif?, Bla Bla, Berlin, Fernbeziehung, Bla Bla, Bla, Berlin“ zusammenfassen.

Vielleicht sollte sich Lindt lieber auf das Schreiben von Drehbüchern konzentrieren – schließlich ist der Deutsche Film doch immer irgendwie „am Boden“. Was das Schreiben von Romanen betrifft: „Scheitern muss erlaubt sein. Scheitern gehört dazu. Scheitern, jetzt in den letzten Jahren, ist nicht mehr so schlimm, wie es zum Beispiel mal für unsere Eltern war“, wie George Lindt es selbst in diesem Meisterwerk der Zeitverschwendung formuliert. Na also.

Note: 5,0
  • Humor: 5
  • Anspruch: 4
  • Spannung: 5
  • Erotik: /
  • Piratenfaktor: 6




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