Taschenbuch: 218 Seiten
Verlag: Fischer
Erscheinungsdatum: November 2005
ISBN: 978-3596166237
ISBN: 978-3596166237
Wahrscheinlich hat jedes Buch,
welches eine potentielle Leserschaft bzw. eine Zielgruppe vorzuweisen
hat, auch irgendwo seine Existenzberechtigung. Da es zweifellos jede
Menge Menschen gibt, die denken, dass sie in einem Till Schweiger-Film
leben, dass sie den Individuellsten aller Musikgeschmäcker haben, dass
sie bezaubernde Besonderheiten auf unserem schönen Erdenrund und noch
dazu unglaublich verliebt in unsere durchgekaute Hauptstadt sind, kann
man im Fall von "Provinzglück" wohl von einer Daseinsberechtigung
sprechen.
Was
man hier bekommt, hat man schon tausendmal gesehen, gehört und gelesen:
selbstgefällige Pseudoreflexion, eine dösige Liebesgeschichte, das
Verhältnis zweier bester Freunde zueinander und natürlich die
Problematik des wirklichen Erwachsenwerdens. Man stelle sich nun diese
durchaus bekannten Thematiken im Korsett der Dialoge eines deutschen
Mid-Budget-Films à la Schweighöfer vor. Permanent hat der Leser
das Gefühl einen Film zu sehen. Sicher, das ist erst mal nicht schlecht,
spricht es doch für die Erzählerqualität des Autors, aber es ist in
diesem Falle wahrlich kein guter Film. Alles wirkt gesetzt und
überkonstruiert, wobei es zugegebenermaßen nicht unangenehm ist, Lindt's
Sätze zu lesen. Was stört, sind - neben der Handlung - die Charaktere;
jeder kennt wahrscheinlich irgendeinen Typen, der genauso ist, wie Lindt's
Protagonist Jan. Das Problem: dieser Typ ist ein Idiot, mit dem sich
Leute, die nicht in sich selbst, in ihr eigenes dummes Gefasel und
natürlich in Berlin in höchstem Maße verliebt sind, nur schwer
identifizieren können. Alles in Allem lässt sich "Provinzglück" auch mit
den Worten: „Bla Bla, Berlin, Bla Bla, Kreativberufe, Bla Bla, Bin ich
unreif?, Bla Bla, Berlin, Fernbeziehung, Bla Bla, Bla, Berlin“
zusammenfassen.
Vielleicht sollte sich Lindt
lieber auf das Schreiben von Drehbüchern konzentrieren – schließlich
ist der Deutsche Film doch immer irgendwie „am Boden“. Was das Schreiben
von Romanen betrifft: „Scheitern muss erlaubt sein. Scheitern gehört
dazu. Scheitern, jetzt in den letzten Jahren, ist nicht mehr so
schlimm, wie es zum Beispiel mal für unsere Eltern war“, wie George Lindt es selbst in diesem Meisterwerk der Zeitverschwendung formuliert. Na also.
Note: 5,0
- Humor: 5
- Anspruch: 4
- Spannung: 5
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 6
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