Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: btb Verlag
Erscheinungsdatum: 1. Juli 2002
ISBN: 978-3442727957
Hajime ist ein Einzelkind. Im mittelständischen Vorstadts-Japan seiner Zeit ist er damit ein echter Exot, welcher sich immer irgendwie von den anderen unterscheidet und auf diese kindliche Weise auch isoliert. Das alles ändert sich, als er Shimamoto trifft: Die beiden werden zu freundschaftlichen Gefährten, deren Vertrautheit, eine tiefe, wenn auch naive Seelenverwandtschaft begründet. Als beide zwölf sind, trennen sich plötzlich ihre Lebensläufe - wie es bei Freundschaften in diesem Alter so oft der Fall ist: ein Umzug, ein Schulwechsel genügt, und man erwacht in einer anderen Welt ohne Brücken in die Vergangenheit, nur wenige Straßen entfernt. Trotzdem bleibt Shimamoto, das ruhige, leicht-hinkende Mädchen, mit all ihrer subtilen Schönheit und der Intimität, die beide, umgarnt von den Klängen alter Jazz-Platten, miteinander verband, über die Jahre, das bestimmende Ideal des Protagonisten Hajime.
Er
erlebt erste Liebesbeziehungen und bricht gar ein Herz - er lebt das
Leben eines jeden Teenagers (auch über die Grenzen Japans hinaus). Nach
der Schule verlässt Hajime den Käfig seines Umfeldes und studiert
Literatur in der Großstadt. Er knüpft kaum Beziehungen und
Freundschaften und hält sich nach seinem Abschluss, allein und isoliert,
mit einem eintönigen und tristen Lektoratsjob bei einem
Kinderbuchverlag über Wasser. Nach fast zehn Jahren der sozialen Dürre
lernt er seine Frau Yukiko kennen, deren wohlhabender, wenn auch ein
wenig zwielichtiger Vater, beiden ein gut-situiertes Leben in der
Oberschicht ermöglicht. Mit dem Kapital des Schwiegervaters eröffnet der
bodenständige Hajime zwei Jazz-Clubs, die er nach seinem Ideal
erschafft. Er lebt auf der Sonnenseite: eine liebevolle Frau, zwei
kleine Töchter, keine Geldsorgen.
An einem verregneten Abend
jedoch, als Hajime gerade in einer seiner Bars, am Tresen, nach dem
Rechten sieht, tritt Shimamoto mit der Eleganz einer Halluzination
zurück in sein Leben und durchbricht alles, was bisher bestand hatte.
Was
Murakami hier geschrieben hat, ist weit mehr als eine bloße Geschichte
über die glorifizierende Kraft einer Jugendliebe. Dieses Buch handelt
vielmehr von der Leidenschaft und deren vermeintlichem Gegenteil: der
Konvention. Die Beziehung zwischen Hajime und Shimamoto ist eine große
Allegorie; eine komplexe Geschichte über Ordnung und Chaos, über Leben
und Tod, liebevoll und grausam zugleich.
Nachdem ich bei "1Q84"
schon aufgegeben hatte, hat Murakami mich mit dieser Geschichte wirklich
begeistert und erobert. Ein herausragendes Buch!
Note: 1,8
Note: 1,8
- Humor: 3
- Anspruch: 1
- Spannung: 2
- Erotik: 1
- Piratenfaktor: 2
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