Dienstag, 14. Oktober 2014

Amy Harmon - Vor uns das Leben

Genre: Roman
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Egmont INK
Erscheinungstermin: 2. Oktober 2014
ISBN: 978-3863960735

Ambrose ist der Star des Ringer-Teams an der Highschool, Fern fällt zwischen den hübschen Mädchen um sie herum nicht auf und Bailey sitzt schon seit vielen Jahren im Rollstuhl und ist ständig auf fremde Hilfe angewiesen. Bald machen alle drei ihren Schulabschluss und wollen in ihre Zukunft starten, aber es scheint doch Dinge zu geben, die man nicht planen kann.

Ambrose wächst bei seinem Vater auf und ist der große Star des Ringer-Teams an seiner Highschool. Alle vergöttern ihn, er ist sportlich, gutaussehend und gleichzeitig auch noch sehr nett. Bailey ist der Sohn des Trainers und obwohl er selbst aufgrund einer Muskelerkrankung nicht mitringen kann, ist er fester Bestandteil des Teams. Er analysiert und unterstützt die Sportler mental. Keiner ist ein größerer Fan von Ambrose als Bailey. Fern ist das späte Wunschkind des Pastors und seiner Frau und außer ihrem Cousin Bailey und der hübschen Rita hat sie nicht viele Freunde. Sie kennt es nicht anders, sie war schon immer eher schüchtern, keine Schönheit und verbringt ihre Zeit lieber mit ihren Büchern als mit anderen Menschen. Natürlich ist sie trotzdem bei den Ringkämpfen dabei, um Bailey zu unterstützen und wegen Ambrose, den sie schon seit ihrer Kindheit anhimmelt.
Nachdem die Jugendlichen am 11. September 2001 die Bilder der brennenden Twin Towers sehen, scheint sich etwas in ihnen zu verändern. Ambrose will nicht mehr einfach aufs College gehen, er will etwas für sein Land tun und gemeinsam mit seinen besten Freunden aus der Ringermannschaft zieht er in den Krieg. Als er Monate später alleine und durch eine Explosion völlig entstellt zurück kehrt, verkriecht er sich zunächst und scheut die Öffentlichkeit, fasst aber bald Vertrauen zu Bailey und Fern und es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Fern ist mit der Zeit selbstbewusster geworden und Bailey muss sich inzwischen fast ausschließlich auf ihre Hilfe verlassen. Er weiß, dass er bald sterben wird, aber die beiden wissen, wie man das Leben genießt und stecken bald auch Ambrose mit ihrer positiven Art an. Am liebsten würden sie manchmal die Zeit anhalten, denn was vor ihnen liegt ahnen sie zwar, aber keiner traut sich, wirklich daran zu denken.

Ähnlich wie bei vielen Jugendromanen (und Teenie-Filmen) geht es in „Vor uns das Leben“ um das Außenseiter-Mädchen, dass nicht so schön ist, wie alle anderen, am liebsten Zeit mit ihrem Außenseiter-Freund verbringt, ihre Familie liebt und in den Mädchenschwarm verliebt ist. Die Geschichte ist ja auch immer wieder schön, weil sich doch die eine oder andere darin wieder erkennt, die Hoffnung dann doch zuletzt stirbt, dass die innere Schönheit wichtiger ist als die tollen Haare und alles doch gar nicht so oberflächlich ist, wie man befürchtet hat. So weit, so gut, für diese Art Geschichten bin ich vielleicht einfach schon zu alt. Allerdings geht die Sache dann doch ein bisschen tiefer, es geht um junge Männer, die in den Krieg ziehen, die für ihr Land etwas leisten wollen und die dafür einen hohen Preis zahlen. Ich hätte mich gefreut, wenn Amy Harmon neben der Geschichte über Freundschaft und Liebe noch etwas mehr auf die posttraumatische Belastung eingegangen wäre, unter der Ambrose leidet. Aber hier bin ich auch schon beim wesentlichen Punkt meiner Kritik: Das Buch ist mir zu amerikanisch. Vielleicht sind das Vorurteile, die ich habe, da ich noch nie in den USA gelebt habe, aber das Feiern der jungen Männer, die für ihr Land in den Krieg ziehen, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Nach der Rückkehr wird zwar thematisiert, dass Ambrose unter seiner Situation leidet, dass er Albträume hat und so weiter, aber meiner Meinung nach wird die Belastung trotzdem verharmlost. Was für mich außerdem typisch amerikanisch ist, ist die frühe Heirat von Rita, nachdem diese schwanger wird. Außerdem ahnen viele, dass in der jungen Ehe etwas nicht richtig läuft und trotzdem scheint sich keiner so richtig dafür zu interessieren, was im „Privaten“ passiert (vielleicht liegt das hier aber auch nur daran, dass das ja eher so eine Geschichte ist, die am Rande erzählt wird). Auch die Heirat von Fern und Ambrose passiert dann für meine Verhältnisse sehr schnell.
Positiv finde ich die Idee mit den Liebesbriefen zwischen Ambrose und Fern (bzw. Rita) und das „Entweder… oder…“-Spiel, das viel tiefgründiger ist, als man zunächst denkt. Die Figur Ferns ist sowieso recht gut gelungen, eine kluge junge Frau, die weiß, wie sie sich ausdrücken kann, die gerne liest und schreibt und die immer für ihre Freunde da ist. Ein gutes Vorbild für andere Jugendliche.
Das Buch war nicht schlecht, es hebt sich ein wenig von den anderen Romanen für Jugendliche und junge Erwachsene ab, die so auf dem Markt sind, meiner Meinung nach muss man es aber trotzdem nicht gelesen haben.


Note: 2,8


  • Humor: 3
  • Anspruch: 3
  • Spannung: 3
  • Emotion: 2
  • Piratenfaktor: 3

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