Genre: Gedichte/Lyrik
Taschenbuch: 736 Seiten
Verlag: KiWi
Erscheinungstermin: Juni 2012
ISBN: 978-3-462-04409-6
Charles Bukowski, der dreckige
alte Mann der amerikanischen Literaturlandschaft, zählt für viele zu den
wichtigsten Autoren des vergangenen Jahrhunderts und hat mit seinem Gespür für
den Dreck der Welt, die schmutzigen Nebengassen der Gesellschaft und den
Ausfluss des American Dreams nicht nur ein düsteres Panorama der zweiten Hälfte
des zwanzigsten Jahrhunderts aus der Sicht der Gescheiterten gezeichnet,
sondern auch vielen, wie zum Beispiel mir, einen Zugang zur Literatur
verschafft, indem er seine gestochenen,
düsteren und zum Teil autobiografischen Romane, voll von Alkohol, Sex,
Glücksspiel und Enttäuschungen in die Schreibmaschine hämmerte.
Doch der alte Hank, wie er
liebevoll von sich und seinen Anhängern genannt wurde, schrieb nicht nur Romane;
auch sein breites Repertoire an Short-Stories, Essays und Gedichten erfreut
sich reger Beliebtheit, und wie beim Rest des Oeuvres Bukowskis dürften sich
die Geister auch an seinen Gedichten scheiden: Man hasst sie oder liebt es, dazwischen
bleibt nicht viel Raum.
Die Lyrik Bukowskis ist rau,
derbe und schmutzig; man findet sich schnell in den Betten heruntergekommener
Pensionen, am Tresen einer versifften Bar oder auf der Pferderennbahn wieder. Ohne
sich Reimen oder sonstigen klassischen Konventionen zu unterwerfen,
dokumentiert Bukowski, die Scheiße, die sich um ihn herum abspielt; es wird
gesoffen, geprügelt und gefickt. Wer den Holzhammer nicht scheut oder sonst
irgendwie literarisch zartbesaitet ist, dürfte sich also schnell in der Poesie
Bukowskis zuhause fühlen. Allen anderen dürfte die Faszination, die so viele
für Charles Bukowski empfinden, jedoch ein Rätsel bleiben. Er schlägt dem Leser
ins Gesicht, haut ihm jedes Wort um die Ohren - und es liegt dann eben am
Lesen, was er daraus macht.
Für mich persönlich reichen die
Gedichte Bukowskis trotzdem nicht an die schmutzige Magie und vor allem die
Intensität seiner Romane heran - gut sind sie jedoch allemal. Einsteigern würde ich also eher die Lektüre eines seiner Gassenhauer wie "Das Liebeslieben der Hyäne" oder "Der Mann mit der Ledertasche" empfehlen - Liebhaber Bukowskis oder unkonventioneller Gauner- und Gossen-Poesie im Allgemeinen dürften jedoch mit diesem Gedichtband voll auf ihre Kosten kommen.
"Ende der Durchsage",
das nun, beinahe zwanzig Jahre nach dem Tod Bukowskis, im Verlagshaus
Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, fasst als eine Art Kompendium die
Gedichtbände "Kamikaze-Träume", "Die letzte Generation",
"Auf dem Stahlross ins Nirwana" und "Umsonst ist der Tod"
zusammen, welche bisher, von Bukowski-Freund Carl Weissner übersetzt, in
Deutschland erschienen sind.
Note: 2
- Humor: 2
- Anspruch: 2
- Spannung: 3
- Erotik: 2
- Piratenfaktor: 1
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