Sonntag, 23. September 2012

Hjorth & Rosenfeldt - Die Frauen, die er kannte

Genre: Krimi
Gebundene Ausgabe: 726 Seiten 
Verlag: Rowohlt Polaris
Erscheinungsdatum: August 2012
ISBN: 978-386252206

Dem Profiler und Psychologen, Sebastian Bergman, plagt zu Beginn des Romans die Langeweile und über die ganze Geschichte Trauer. Diese versucht der promiskuitive Protagonist, mit ständig wechselnden Liebschaften zu umgehen und stalkt desweiteren noch seine Tochter, die aber nicht weiß, dass Sebastian ihr Vater ist.
 

Sebastian würde gern wieder, wie früher, mit der Polizei zusammen arbeitet. Doch aufgrund seines miesen Charakters will ihn dort nicht wirklich jemand sehen. Dann geschehen wiederholt Morde, nach immer dem gleichen Prinzip und wie es scheint, kann nur der Kriminalpsychologe diese Herausforderung meistern. Allerdings, erreicht das Geschehen, eine Tragweite mit der Sebastian und andere Charaktere nicht gerechnet hätten...

Da ein Kriminalpsychologe der Hauptprotagonist des Romans ist, bin ich davon ausgegangen, dass man eben auch im Buch einiges über Psychologie erfährt. Zumal auch durch unterschiedlichen Quellen, auf einen Psychologischen Touch hingewiesen wurde. Doch weit gefehlt, nur in kurzen Schüben kommt das Thema Psychologie zum Vorschein, was mich sehr enttäuscht hat.
 

Die ersten zweihundert Seiten kann man gänzlich vernachlässigen oder der Teil hätte gekürzt werden sollen. Denn hier werden die Person zwar ansehnlich dargelegt, jedoch zum Großteil mit vollkommen sinnlosen Passagen die nicht direkt etwas mit der Geschichte zu tun haben oder irgend einen erkennbaren Einfluss auf diese ausüben. Den ersten Band habe ich nicht gelesen (nach dem lesen des vorliegenden Bandes, habe ich es auch nicht vor), dennoch denke ich wird gerade während der ersten zweihundert Seiten, der erste Teil immer wieder reflektiert. Diese Tatsache ist zwar sehr angenehm, da man so das Buch trotzdem durchackern kann, aber mir sind es ein wenig zu viel Reminiszenzen die nicht unbedingt notwendig sind.
Im Gegensatz zu dem wirklich lang gezogenen, dahinplätschernden ersten Teil, sind die letzten zweihundert Seiten recht gut gelungen, man muss es nur erstmal bis dorthin schaffen und dass ist ziemlich ermüdend. Der letzte Abschnitt kann mit Spannung überzeugen, die ja eigentlich ein Krimi auszeichnen sollte. Obwohl man auch in diesem Teil der Lektüre, immer wieder ein Dämpfer erlebt, der das Herz wieder auf seine normalen BPM zurück befördert. Hinzukommt, dass im ganzen Roman ständig auf die Probleme der Personen zueinander eingegangen wird, was im Kontext eines Krimis, meines Erachtens, nicht wirklich passt. Dabei kommen die Morde und deren Aufklärung eher nur am Rande zur Diskussion.

Für einen rasanten Krimi, bzw. einer rasanten Erzählweise, sprechen die sehr kurzen Kapitel. Hingegen sollten diese Kapitel dann auch einen gewissen Schneid haben, der leider ausbleibt. Auf einige Kapitel hätte man ganz verzichten können, andere könnten etwas mehr das eigentliche Thema ansprechen und mit einer Nuance Brisanz gewürzt werden. Erneut wird die Dramatik mit ständigen Beziehungskrisen und Jammereien der Protagonisten zunichte gemacht. Schade.

Fairerweise sei erwähnt, dass ich kein obsessiver Leser von Kriminalliteratur bin. Vom Hocker gehauen hat mich “Die Frauen, die er kannte”, dennoch oder vielleicht deswegen nicht. Zuviel Gerede um andere Dinge die nichts mit der eigentlichen Materie zu tun haben, oder nur am Rande in Verbindung zueinander stehen. Psychologie kommt eigentlich nur im Modus Operandi des Täters zur Geltung und wenn man so will in die oberflächliche Betrachtung von zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich hätte mir tiefere Einblicke in das Denken und die Ansichten eines Psychologen/Profilers gewünscht, Sebastian Bergman lässt dies aber nicht zu. Wahrscheinlich wahren meine Erwartungen an den Roman einfach zu hoch. Jedenfalls wird mir, mit dem Buch, dass Genre Krimi, nicht schmackhaft gemacht.

Die grafische Gestaltung der Lektüre hat etwas mysteriöses und sieht recht ansprechend aus, wenn auch nicht sehr verändernd. Wie bei den meisten Büchern, macht auch hier, das in einer Silhouette eingelassene Bild von einer modrigen Treppe, erst nach dem lesen einen Sinn. Der schwarze Hintergrund lässt erahnen, dass es sich um ein düsteres Thema handelt. Das eventuell die Charaktere auf Grenzen stoßen, darauf lässt der rote Rahmen um den Umschlag schließen. Die mittlerweile obligatorische Prägung der Autorennamen (in einem recht schnell abgewetzten Silber bedruckt), fehlt auch hier nicht. Interessant gelöst finde ich die linksbündige, leicht zerrüttete Unterschrift, in Verbindung zur eigentlichen, zentrierten Überschrift (also des Titels). Den normalerweise bleiben zentrierte Lettern zentriert, da es sonst zu chaotisch wird.

Das passende Musikstück wäre für mich “Turiya” von Barn Owl, wobei das Lied eigentlich zu packend für das Buch ist. Ich empfehle eher ein wenig Barn Owl zu genießen, als Hjorth & Rosenfeldt zu lesen.

Note: 4,67

  • Humor: /
  • Anspruch: 5
  • Spannung: 4
  • Erotik: /
  • Piratenfaktor: 5

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