Freitag, 5. Oktober 2012

Robert Frost - Promises to keep: Poems. Gedichte


Robert Frost - Promises to keep: Poems. Gedichte
Genre: Lyrik
Broschierte Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: C.H. Beck
Erscheinungsdatum: 19. September 2011
ISBN: 978-3-406-62777-4



Einen Gedichtband rezensieren? Hm. Ich will ehrlich mit Euch sein: Es ist nicht einfach für mich, am Abend in meinem Bett zu liegen und Gedichte zu lesen, ohne dabei einzuschlafen. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Banause, der stets den leichten Weg bevorzugt und die Interpretationsaufgabe der Abiturprüfung verschmäht hat, aber es fällt mir wesentlich schwerer, einen Zugang zu Lyrik zu bekommen, als zu einem Roman. Ich hielt es eigentlich mit den Gedichten wie mit Galerien oder dem Theater: Ich respektiere sie, finde sie bewundernswert und gehe nicht hin. Mal davon abgesehen, dass so viele Wichtigtuer dort sind. Oft empfinde ich eine zu große Demut, eine Unzulänglichkeit, gegenüber dieser hohen Kunst, die mir das Gefühl gibt, ihr partout nicht gerecht werden zu können. Und, wie gesagt, es tummeln sich zu viele Wichtigtuer.  

Doch selbst wenn meine Welt sonst von Romanen geprägt ist, bin ich mir der Tatsache bewusst, dass man nie auf einem Auge blind sein sollte - gerade, wenn die Gefahr besteht, etwas Großartiges zu versäumen. Jemandem nun einen Gedichtband von Robert Frost zu empfehlen, ist, als wollte man einen Menschen von den Zeitnehmer-Qualitäten einer Uhr überzeugen - schließlich ist Frost einer der bedeutendsten Lyriker der letzten hundert Jahre. Ich weiß nicht mehr, auf wie vielen ersten Seiten, und wie vielen Filmen ich Robert Frost schon begegnet bin, bevor ich mir tatsächlich seine Gedichte zu Gemüte geführt habe.

Nun lässt sich natürlich darüber streiten, ob es überhaupt Sinn macht, Frost außerhalb der Originalsprache zu lesen, was jedoch genau dahin führt, warum ich Euch diese Edition ans Herz legen möchte. Lars Vollert, seines Zeichens Übersetzer und Herausgeber, trägt in "Promises to keep" nämlich nicht nur seine eigenen, hervorragenden Übersetzungen und andere, gereimte Varianten, sondern auch die Originaltexte auf Englisch zusammen. Tatsächlich wird also jeder fündig, der sich auf irgendeine Weise mit der magischen Wortgewalt und den mächtigen, metaphorischen Wäldern und Landstrichen des vielfachen Pulitzer-Preisträgers befassen möchte.

Die Sprache des Robert Frost ist ebenso klassisch, wie sie modern ist. Er erzählt vom einfachen Leben, von Äckern und Saat, von dunklen Wäldern und einem nebligen Neuengland, von Natur und harter Arbeit, von Liebe, Leben und Tod. Und er tut dies auf eine Weise, die einen nun wirklich nicht wegdämmern lässt, nimmt man den Gedichtband zur Hand, während man abends im Bett liegt. Und wie er selbst sagt:

"The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep
And miles to go before I sleep."

(Robert Frost, "Stopping by woods on a snowy evening")



 Note: 1,5       

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