Heinz Strunk - Junge rettet Freund aus Teich
Genre: Gegenwartsliteratur, Coming-of-Age-Literatur
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Rowohlt
Erscheinungstermin: März 2013
ISBN: 978-3-498-06426-6
Hamburg-Harburg, Mitte der sechziger Jahre. Hinter gepflegten Vorgärten und verputzten Reihenhausfassaden verbergen sich tragisch-routinierte Familiengeschichten, eingeknickte Lebensläufe und tiefe Schicksale, aber eben auch die vermeintliche Unbeschwertheit einer Kindheit, wie sie fast überall und in jeder Zeit zu finden ist. In dieser Kulisse von Garagenbolzplätzen und Gartenhecken wächst Heinz Strunk alias Mathias Halfpape auf. Mit seiner Mutter lebt der sechsjährige Mathias bei seinen Großeltern in der Siedlung und schildert das Leben eben so, wie es ein Sechsjähriger erzählen würde: Freundschaften und Streitereien mit den Jungs aus der Gegend, die nervöse Vorfreude auf den ersten Schultag, das gute Essen der eigenen Oma und die Sicht auf eine Mutter, die im Leben festzustecken scheint. Es ist die wunderbar leichte Sichtweise eines Kindes auf Dinge, die weit schwerer wiegen im Alter. Strunk beschreibt genau die Zeit in unserem Leben, als Freizeit noch am Vormittag begann, die Luft von dem Geruch frisch gemähten Rasens erfüllt war, Erwachsene entweder Schurken oder souveräne Helden waren und die meisten Sorgen nach kurzer Zeit von allein wieder verschwanden.
Im nächsten Teil seiner Trias über die Jugend erzählt Strunk die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt weiter: Mathias ist inzwischen zehn Jahre alt, das Haus, in dem die vier Mitglieder seiner Familie leben, ist wesentlich beengter als noch vor ein paar Jahren und die Sicht des Jungen auf das eigene Leben und das seiner Familie scheint allmählich ihre Unbeschwertheit einzubüßen. Doch da tut sich eine neue Chance auf: Mathias verbringt die Ferien auf dem Land, bei einer alten Verwandten und erhofft sich Freiheit, wilde Abenteuer und ein Leben abseits der zwanghaften und immer schwieriger werdenden Beziehung zu seiner Mutter.
Im letzten Teil ist Mathias vierzehn und das Erwachsenwerden wird immer mehr zur Tragödie.
Beim Lesen dieses Romans scheint man sich zwangsläufig immer wieder die Frage zu stellen, ob Heinz Strunk nun ein unglaublich fantasievoller Autor oder aber ein unglaublich scharfsinniger Beobachter ist, denn zuweilen meint man fast, die eigenen jugendlichen Gedanken und Kindheitserinnerungen zu lesen, so gut trifft der von vielen als Kultautor gehypte "Heinzer" den Ton jener Gedanken. Und nicht nur das: Jeder der drei Teile scheint seine eigene Stimmlage zu besitzen, als alterten die Kapitel mit ihrer Hauptfigur. Auf eingehende und mitreißende Weise berichtet Strunk von den Grauen des Alterns, den Herausforderungen des Individuums und der düsteren Kehrseite familiärer Fassaden. Es ist ein tragischer, ein trauriger und, trotz seiner kindlichen Leichtigkeit, ein ernster Roman. Und doch blieb so etwas wie eine letzte leichte Distanz zwischen mir und der Geschichte. Ich kann das gar nicht genau benennen, aber ein letzter Funke ist einfach nicht übergesprungen. So mitreißend und einnehmend der Roman an einigen Stellen ist, so fremd, skurril und manchmal sogar abstoßend wirkt er an anderen.
"Junge rettet Freund aus der Teich" ist jedoch allemal ein gelungener und kluger Roman, den man lesen kann und sollte.
Genre: Gegenwartsliteratur, Coming-of-Age-Literatur
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Rowohlt
Erscheinungstermin: März 2013
ISBN: 978-3-498-06426-6
Hamburg-Harburg, Mitte der sechziger Jahre. Hinter gepflegten Vorgärten und verputzten Reihenhausfassaden verbergen sich tragisch-routinierte Familiengeschichten, eingeknickte Lebensläufe und tiefe Schicksale, aber eben auch die vermeintliche Unbeschwertheit einer Kindheit, wie sie fast überall und in jeder Zeit zu finden ist. In dieser Kulisse von Garagenbolzplätzen und Gartenhecken wächst Heinz Strunk alias Mathias Halfpape auf. Mit seiner Mutter lebt der sechsjährige Mathias bei seinen Großeltern in der Siedlung und schildert das Leben eben so, wie es ein Sechsjähriger erzählen würde: Freundschaften und Streitereien mit den Jungs aus der Gegend, die nervöse Vorfreude auf den ersten Schultag, das gute Essen der eigenen Oma und die Sicht auf eine Mutter, die im Leben festzustecken scheint. Es ist die wunderbar leichte Sichtweise eines Kindes auf Dinge, die weit schwerer wiegen im Alter. Strunk beschreibt genau die Zeit in unserem Leben, als Freizeit noch am Vormittag begann, die Luft von dem Geruch frisch gemähten Rasens erfüllt war, Erwachsene entweder Schurken oder souveräne Helden waren und die meisten Sorgen nach kurzer Zeit von allein wieder verschwanden.
Im nächsten Teil seiner Trias über die Jugend erzählt Strunk die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt weiter: Mathias ist inzwischen zehn Jahre alt, das Haus, in dem die vier Mitglieder seiner Familie leben, ist wesentlich beengter als noch vor ein paar Jahren und die Sicht des Jungen auf das eigene Leben und das seiner Familie scheint allmählich ihre Unbeschwertheit einzubüßen. Doch da tut sich eine neue Chance auf: Mathias verbringt die Ferien auf dem Land, bei einer alten Verwandten und erhofft sich Freiheit, wilde Abenteuer und ein Leben abseits der zwanghaften und immer schwieriger werdenden Beziehung zu seiner Mutter.
Im letzten Teil ist Mathias vierzehn und das Erwachsenwerden wird immer mehr zur Tragödie.
Beim Lesen dieses Romans scheint man sich zwangsläufig immer wieder die Frage zu stellen, ob Heinz Strunk nun ein unglaublich fantasievoller Autor oder aber ein unglaublich scharfsinniger Beobachter ist, denn zuweilen meint man fast, die eigenen jugendlichen Gedanken und Kindheitserinnerungen zu lesen, so gut trifft der von vielen als Kultautor gehypte "Heinzer" den Ton jener Gedanken. Und nicht nur das: Jeder der drei Teile scheint seine eigene Stimmlage zu besitzen, als alterten die Kapitel mit ihrer Hauptfigur. Auf eingehende und mitreißende Weise berichtet Strunk von den Grauen des Alterns, den Herausforderungen des Individuums und der düsteren Kehrseite familiärer Fassaden. Es ist ein tragischer, ein trauriger und, trotz seiner kindlichen Leichtigkeit, ein ernster Roman. Und doch blieb so etwas wie eine letzte leichte Distanz zwischen mir und der Geschichte. Ich kann das gar nicht genau benennen, aber ein letzter Funke ist einfach nicht übergesprungen. So mitreißend und einnehmend der Roman an einigen Stellen ist, so fremd, skurril und manchmal sogar abstoßend wirkt er an anderen.
"Junge rettet Freund aus der Teich" ist jedoch allemal ein gelungener und kluger Roman, den man lesen kann und sollte.
Note: 3
- Humor: 3
- Anspruch: 2
- Spannung: 3
- Erotik: 3
- Piratenfaktor: 2
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