Genre: Sachbuch
Moderne Menschen sind ständig und überall zu erreichen, vernetzt, auf der Höhe ihrer Zeit und häufig absolut unter Zeitdruck.
Zeit ist Mangelware. Alles was zählt ist, nichts zu verpassen. Ego wird
ganz groß geschrieben. Und doch gibt es eine starke Gegenbewegung – die
Menschen haben immer mehr das Bedürfnis nach Authentizität, echtem
Leben, Wahrhaftigkeit. Ausgelöst wird diese Bedürfnis durch die
verschiedensten Ereignisse: Krankheiten, Schicksalsschläge oder einfach
nur durch das Erkennen der wahren Sinnhaftigkeit des Lebens und der
gleichzeitigen Sinnlosigkeit des täglichen Rennens nach einem neuen;
Glück verheißenden; Ziel. Sei es das neue Auto, das neue angesagtE
Mobiltelefon oder auch die neue große Liebe.
Und dann machen sich diese Menschen auf ihren spirituellen Weg,
der häufig unterbrochen ist von Zaudern und Zweifel. Sie machen sich
ebenso aus ihrem Alltagsleben auf den Weg wie Buddha als er noch
Siddharta war ...
Dieser Weg wird nicht von heute auf morgen zu beschreiten sein, sondern in kleinen Schritten die allgegenwärtige Achtsamkeit und Großzügigkeit in unser Leben bringen, mit viel Mitgefühl für uns selbst und unsere Umwelt – das ist die immer wiederkehrende und Mut machende Botschaft von Lodro Rinzer. Und er begleitet uns Leser, die wir immer wieder an Stellen unserer Lebens stehen, an denen wir glauben, die Spiritualität und die Veränderung in der Welt die wir uns wünschen, nicht erreichen zu können, weil wir nicht genügen. Diese Zweifel und Ängste wischt die Lektüre dieses einfühlsamen Buches einfach weg. Rinzer nimmt alle mit, die mitgenommen werden wollen und holt sie genau dort ab, wo sie sind: in ihrem prallen Leben. Er zeigt ihnen ganz unverständlich: ja, dieses pralle Leben ist vereinbar mit dem, was Du Dir wünschst. Gleichzeitig nimmt er die Angst davor, sich festlegen zu müssen – ein großes Thema des modernen Menschen – zum Beispiel auf die Religion des Buddhismus. In diesem Buch wird man kein Dogma finden, aber auch keine allumfassende, absolute Wahrheit, was den individuellen Weg angeht. Denn schon Buddha lud mit den Worten „kommt und seht selbst“ ein, ihm zu folgen.
Und um sehen zu können, muss man sich
Zeit nehmen – jeden Tag ein bisschen ist mehr, als nur einmal in der
Woche etwas mehr als ein bisschen. Und um wirklich eins mit sich selbst
zu werden oder zu sein muss man sitzen, still sitzen, in der einzig
wahren Zeitzone – der Gegenwart – sein. Der Weg der spirituellen
Entwicklung hin zur Erleuchtung geht über vier Stufen, die durch die
Gestalt von Tieren verdeutlicht werden. Beginnend mit dem Tiger, über den Schneelöwen und Garuda zum Drachen.
Der Drache hat erreicht, was spirituellen Menschen wichtig ist, die
Welt zu sehen wie sie ist, klar und deutlich und vor allem ohne eigene
Wertung.
In unseren heutigen Gesellschaften läuft vieles,
wenn nicht alles auf Wertung hinaus. Was hat wer wann gesagt oder getan?
Das ist wichtiger, als wie fühle ich mich heute oder kann ich meiner
Umwelt, meinen Mitmenschen einfach nur durch Achtsamkeit oder Freundlichkeit
Gutes tun. Jeder der nur ab und zu darüber nachdenkt, wie er oder sie
die Welt ein bißchen „besser“ machen kann, sollte sich Lodro Rinzlers „Meditationsbuch“
zulegen und immer mal wieder zur Hand nehmen. Zweifel an der eigenen
Fähigkeit, den spirituellen Weg, den man eingeschlagen hat,
weiterzugehen verschwinden im Nichts durch die gütige Sicht Rinzlers auf
seine Mitmenschen. Ohne Dogma und doch eindringlich
zeigt dieses Buch den Weg der kleinen Schritte und lehrt Geduld zu haben
mit sich selbst – und mit anderen.
Dieses Buch bietet keine Anleitung, wie man ein besserer Mensch wird, einfacher meditiert oder die Welt rettet.
Rinzler schafft es durch die von ihm gewählte Struktur, das Wiederholen
der essentiellen Gedanken des Shambala – Buddhismus, dessen Anhänger er
ist, und seinen sehr flüssig zu lesenden Stil, dass das Buch zwar
schnell weggelesen ist, aber dennoch tiefen Eindruck hinterlässt.
Was
mich ganz persönlich mit diesem Buch stark verbindet ist, dass ich es
nicht gesucht habe, sondern dass es mich sozusagen „gefunden“ hat. In
einer Zeit, in der mich die Hektik um mich, der Stress in der Arbeit und
die vielfältigen Aufgaben, die in einer Kleinfamilie täglich liebevoll
zu bewältigen sind, ins Wanken gebracht haben. Dank Rinzler, stehe ich
wieder in Gleichgewicht und gehe meinen Weg aufrecht weiter.
„My heart is like an open highway„ so nennt Bon Jovi das in Its my Life – Bodhichitta
heißt das im Buddhismus. Offenen Herzens sein, achtsam und voller
Mitgefühl. Nicht nur den anderen sondern auch sich selbst gegenüber,
denn wir sind alle Buddhas - wenn auch noch komaziös schlafende - aber
eines Tages werden wir, wenn wir es wollen, die Erleuchtung finden und
die Welt und damit die Wirklichkeit sehen, wie sie ist: ohne Erwartungen
und ohne ihr anzuhaften. Achtsam, frei, mitfühlend, großzügig und glücklich.
Und wenn wir uns dann alle am Tresen versammeln, geben wir uns gegenseitig einen aus. NAMASTE!
Note: 1,8
- Humor: 2,0
- Anspruch: 1,5
- Spannung: 2,0
- Erotik: -
- Piratenfaktor: 1,5
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