Genre: Krimi
Gebunden: 351 Seiten
Verlag: Suhrkamp Nova
Erscheinungstermin:17.09.2012
ISBN: 978-3-518-46400-7
„ … 63
Jeder Held hat einen tragischen
Schwachpunkt.
Eine Eigenschaft, die ihn und alle
anderen in seinem Umfeld zur Strecke bringen kann.
Bei Ben ist das einfach.
Wenn man Ben sagt, er soll etwas
machen dann kann er nicht anders
er muss das genaue Gegenteil tun. Er ist - 64 Subversiv.
(Adj.) umstürzend, umstürzlerisch.
Ben, unverkennbar...“ (Seite 102 / 103)
Ben, unverkennbar...“ (Seite 102 / 103)
Laguna Beach, Kalifornien – das Land der Surfer und Hippies, der strahlend schönen Morgen und (geplatzten) Träume. Hier lässt es sich leben, wenn man einen Plan hat. Und den haben sie. Sie sind unzertrennliche Freunde. Jung, strahlend, cool und vor allem bestens im Geschäft mit dem allerfeinsten Dope in der ganzen Gegend. Dass sie den Markt mit ihrem Gras überschwemmen und damit die konkurrierenden – und alteingesessenen - Dealerringe gegen sich aufbringen ist ihnen zu Beginn ihres Vorhabens entweder nicht klar oder sie glauben einfach an den freien Wettbewerb in der Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis – Qualität bestimmt. Und Qualität, das verkaufen sie. Ein ausgeklügelter Plan sichert den Nachschub des heiß begehrten Weeds und verschleiert gleichzeitig die Verbindungen, die zu ihren Angestellten, den Growern und den verzweigten Vertrieblern führen könnte.
Sie, das sind Ben, Chon
und O.(phelia).
Oder ein paar Jahrzehnte früher:
Der Doc, John, Kim,
Stan und Diane.
Aber egal wie gut ein Plan auch ist, er
kann nur funktionieren, wenn man wirklich von ihm überzeugt ist und
cool bleibt, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt oder das ganze
Land sich unter politischen und gesellschaftlichen Ereignissen
komplett verändert ...
„ ... Wer weiß
ob
Aufrichtigkeit Risse
bekommt
oder sich auflöst.
Der Fluss der Zeit nagt an
seinen Ufern bis sie
bröckeln.
Scheinbar plötzlich
Nur scheinbar. …„
(Seite 122)
Don Winslow hat mit seinen Kings
of Cool ein wahrhaft cooles Œuvre abgeliefert – und der
Suhrkamp Verlag mit der Gestaltung dieses Kultbuches alles
richtig gemacht. Schwarzer samtiger Einband mit reinweißer Schrift –
eine Palme als Vignette – schwarzer Schnitt und dieser Titel. Das
muss man einfach in die Hand nehmen, aufschlagen und ist nach den
ersten Seiten rettungslos verloren.
Der Plot wird gnadenlos und ohne Atem
zu holen vorangetrieben – Spannung durch die zweisträngige
Handlung und die kompromisslos direkte, immer stilsichere Sprache
erzeugt. Fährten werden gelegt, die Entwirrung der immer wieder
miteinander lose und doch so eng versponnenen Fäden geschieht erst
zum Schluss. Dieser allerdings kommt viel viel zu früh.
Winslow gelingt es trotz aller
Rasanz mit bewundernswerter Leichtfüßigkeit, seine
Figuren glaubhaft und authentisch zu gestalten. Nichts an ihnen ist
einfach nur schwarz oder weiß. Ausnahmslos alle besitzen
sympathische wie unsympathische Züge und werden dadurch umso
greifbarer.
Brutalitäten werden zielgerichtet und
schnell abgewickelt – eine angenehme Sache, wenn man – so wie ich
– keinen gesteigerten Wert auf seitenlange Blutbäder legt. Doch
wer im Drogengeschäft mitmischen will, der lebt eben gefährlich und
darf nicht zimperlich sein. Doch Nachahmung wird nicht empfohlen,
auch wenn die Anweisungen zum Aufbau eines wahren Drogenimperiums
minutiös ausgearbeitet sind. Es scheint als kennte sich hier jemand
aus.
Lässt man sich jedoch auf dieses
Wagnis ein und überlebt das alles, dann ist man wahrlich ein King
of Cool.
„ ... „Was gäbe ich dafür, in
eurer Haut zu stecken. Ihr habt alles. Ihr seid jung, habt Geld,
coole Klamotten, schöne Mädchen. Alles. Ihr seid Könige.“
305
Das sind wird, denkt Ben. … „
(Seite 349)
Note: 1,4
- Humor: 1,5
- Anspruch: 1,5
- Spannung: 1,0
- Erotik: 2,0
- Piratenfaktor: 1,0
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