Genre: Erzählung
Taschenbuch: 96 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlage
Erscheinungsdatum: März 2014
ISBN: 978-3-596-19882-5
Die Bücher und Geschichten Carlos Ruiz Zafóns waren schon immer als eine Art Liebeserklärung an die Literatur selbst zu verstehen, und daraus machte der spanische Bestsellerautor auch nie einen Hehl. Stets bediente er Zitate und Anspielungen auf die Großen der Zunft und webte vermeintlich klassische literarische Motive wie Liebe, Tod und Rache in die wohlig warme Flickendecke aus Mythen und Legenden um seine Heimatstadt Barcelona, das er in seinen Büchern gerne zu einer romantisch düsteren Festung, voll von Geheimnissen und Abenteuern, erhebt. Während die früheren Gehversuche Ruiz Zafóns im Fantasy- und Jugendbuchsegment der Literaturlandschaft noch eher unbemerkt blieben (und zwar nicht ganz zu unrecht), avancierten seine Romane um den mysteriösen "Friedhof der vergessenen Bücher" in Barcelona, angefangen mit dem wirklich großartigen "Der Schatten des Windes", dann zu internationalen Megasellern, die sowohl von ehemaligen deutschen Außenministern als auch von Heranwachsenden verschlungen wurden.
Mit "Der Fürst des Parnass" ist seit ein paar Wochen nun ein weiteres Puzzleteil aus Ruiz Zafóns Kosmos um den "Friedhof der vergessenen Bücher" auch auf Deutsch zu haben. Diesmal in Form einer kleinen, knapp neunzigseitigen Erzählung, die anlässlich des Welttages des Buches und zugunsten karitativer Zwecke im Fischer-Verlag erschienen ist. Bisher hatte ich stets den Standpunkt vertreten, dass man, anstatt sich den Nachfolgebüchern "Das Spiel des Engels" (2008), "Der Gefangene des Himmels" (2012) oder dem eigentlich älteren, in Deutschland jedoch erst später veröffentlichten, "Marina" (2011) zu widmen, lieber viermal hintereinander "Der Schatten des Windes" (2003) lesen sollte - von den anderen Büchern Ruiz Zafóns ganz zu schweigen.
Leider muss ich diesem Prinzip treu bleiben, denn was sich schon bei den letzten Romanen angedeutet hat, tritt auch in der kurzen Erzählung, "Der Fürst des Parnass", zutage. Diese neunzig Seiten dokumentieren gar das ganze Dilemma. Sicher, Ruiz Zafón war nie ein schnöder Realist oder nüchterner Schreiber, und gerade diese Eigenschaft mochten wir ja so an ihm, aber das hier trieft nur so vor schnulzigem Pathos - und zwar so sehr, dass man sich fast wundert, wie sich die Seiten des Buches überhaupt voneinander lösen können. Denis Scheck hatte wahrlich recht damit, als er, bezogen auf den letzten Roman Ruiz Zafóns, von "literarischer Zuckerwatte" sprach. Und wie "Der Gefangene des Himmels" eine reine Homage und Ehrerbiertung an Alexandre Dumas' "Der Graf von Monte Christo" war, ist "Der Fürst des Parnass" nun Ruiz Zafóns Liebeserklärung an den spanischen Nationaldichter Miguel de Cervantes, den Schöpfer des legendären "Don Quijote". Ohne Ruiz Zafón nun Überheblichkeit oder Selbstherrlichkeit unterstellen zu wollen, muss zumindest die Frage danach erlaubt sein, wer hier wessen Werk erheben soll, denn die um das Jahr 1600 angesiedelte Erzählung macht den altehrwürdigen Cervantes - einfach mal blindlinks - zu einem Teil von Ruiz Zafóns Geschichte um den "Friedhof der vergessenen Bücher", dessen Ursprünge nun hier auf die Zeit des spanischen Nationalheiligtums zurückgehen. All dies geschiet darüber hinaus nicht einmal besonders geschickt. So trifft Cervantes schlicht auf Urahnen der Charaktäre aus "Der Schatten des Windes".
Nein.
Note: 4,5
- Humor: 4
- Anspruch: 4
- Spannung: 5
- Erotik: /
- Piratenfaktor: 5
Mich hat das Buch auch total enttäuscht. Hoffe nun, dass der nächste Band der Reihe wieder so spannend wird wie der erste. Wirklich schade drum...
AntwortenLöschenLG Cat