Genre: Roman
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: btb
Erscheinungstermin: 11. November 2013
ISBN: 978-3442744923
Allan Karlsson haut an seinem hundertsten Geburtstag aus seinem Zimmer
im Pflegeheim ab, auf die große Feier mit geladenen Gästen hat er einfach keine
Lust. Stattdessen will er, naja, er weiß eigentlich gar nicht, was er tun will,
einfach nur abhauen. Er schafft es unbemerkt zum Busbahnhof, wo er kurzerhand
den Koffer eines jungen Mannes mitnimmt und sich auf den Weg nach Strängnäs macht.
Noch ahnt er nicht, dass sich in dem Koffer eine riesige Menge Geld befindet
und dass dieser kleine Ausflug alles andere als gemütlich wird.
Allan Karlsson hat sich eigentlich nie so richtig für Politik
interessiert. Sein großes Talent war es immer gewesen, Dinge zu sprengen, das
hat er schon als Kind in einer Nitroglycerinfirma gelernt. Als bei seinen
Experimenten jedoch jemand ums Leben kommt, kommt er für mehrere Jahre in eine
Anstalt, wo man ihn als gefährlich einstuft und zwangssterilisert.
Nach seiner Entlassung arbeitet er zunächst wieder als
Sprengstoffexperte und geht dann mit einem Arbeitskollegen in dessen Heimat
Spanien. Allan möchte sich aus politischen Angelegenheiten heraushalten, gerät
jedoch immer wieder in Situationen, in denen er die Weltgeschichte maßgeblich
verändert. General Franco, Harry S. Truman, Winston Churchill, Mao Zedong, sie
alle lernt er kennen und sie alle freuen sich über seine Hilfe. Er lebt in
Spanien, den USA, China, überquert den Himalaya und lernt schließlich in einem
Arbeitslager in Wladiwostok Herbert Einstein, den dümmlichen Bruder von Albert
Einstein kennen, der ab dieser Zeit sein bester und vielleicht auch einziger
Freund ist. Mit 80 Jahren kommt Allan endlich zurück in seine schwedische
Heimat und muss dort bald in ein Pflegeheim, weil man ihm nach einem kleinen
Zwischenfall nicht mehr zutraut, alleine zu leben.
Nach diesem ereignisreichen Leben soll nun der einhundertste Geburtstag
von Allan Karlsson gefeiert werden, worauf er überhaupt keine Lust hat. Er
flieht und macht sich mit einem gestohlenen Koffer auf den Weg aufs Land. Doch
er wäre nicht Allan Karlsson, wenn dies eine ereignislose Reise werden würde,
denn auch mit einhundert Jahren schafft er es noch, das ganze Land auf sich
aufmerksam zu machen, denn bald suchen alle nach dem alten Mann, der angeblich
noch einige weitere Leute bei sich hat und der offensichtlich auf keine Skrupel
hat, jemanden umzubringen.
„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist ein
ganz wunderbar unterhaltsames Buch. Die Charaktere sind von Anfang an auf eine
verschrobene Art sympathisch, man kann sie direkt ins Herz schließen. Allan
macht eigentlich immer den Eindruck als wolle er nur seine Ruhe haben, etwas
essen und einen kleinen Schnaps trinken und trotzdem ist es ihm durch
(un)glückliche Zufälle nie möglich, zur Ruhe zu kommen, ständig wird er in
Katastrophen verwickelt, verplappert sich oder ähnliches. Manchmal erinnert das
Buch ein wenig an den Film „Forrest Gump“, in dem der Hauptdarsteller ja
ebenfalls eher durch seine Trotteligkeit immer Teil von historischen
Ereignissen wird.
Wer sich durch viele Namen, verschachtelte Geschichten und Zeitsprünge
irritieren lässt, für den ist das Buch vielleicht nicht geeignet, auch nicht
für Leser, die Wert legen auf authentische Charaktere, diese hier sind schon
sehr überspitzt. Allen anderen empfehle ich das Buch, Unterhaltung vom Feinsten
und meiner Meinung nach auch wieder dieser typische skandinavische Schliff, der
solche Romane besonders macht.
Note: 2,4
- Humor: 1
- Anspruch: 3
- Spannung: 3
- Emotion: 3
- Piratenfaktor: 2
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