Samstag, 24. Mai 2014

Jonas Jonasson - Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Genre: Roman
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: btb
Erscheinungstermin: 11. November 2013
ISBN: 978-3442744923

Allan Karlsson haut an seinem hundertsten Geburtstag aus seinem Zimmer im Pflegeheim ab, auf die große Feier mit geladenen Gästen hat er einfach keine Lust. Stattdessen will er, naja, er weiß eigentlich gar nicht, was er tun will, einfach nur abhauen. Er schafft es unbemerkt zum Busbahnhof, wo er kurzerhand den Koffer eines jungen Mannes mitnimmt und sich auf den Weg nach Strängnäs macht. Noch ahnt er nicht, dass sich in dem Koffer eine riesige Menge Geld befindet und dass dieser kleine Ausflug alles andere als gemütlich wird.

Allan Karlsson hat sich eigentlich nie so richtig für Politik interessiert. Sein großes Talent war es immer gewesen, Dinge zu sprengen, das hat er schon als Kind in einer Nitroglycerinfirma gelernt. Als bei seinen Experimenten jedoch jemand ums Leben kommt, kommt er für mehrere Jahre in eine Anstalt, wo man ihn als gefährlich einstuft und zwangssterilisert.

Nach seiner Entlassung arbeitet er zunächst wieder als Sprengstoffexperte und geht dann mit einem Arbeitskollegen in dessen Heimat Spanien. Allan möchte sich aus politischen Angelegenheiten heraushalten, gerät jedoch immer wieder in Situationen, in denen er die Weltgeschichte maßgeblich verändert. General Franco, Harry S. Truman, Winston Churchill, Mao Zedong, sie alle lernt er kennen und sie alle freuen sich über seine Hilfe. Er lebt in Spanien, den USA, China, überquert den Himalaya und lernt schließlich in einem Arbeitslager in Wladiwostok Herbert Einstein, den dümmlichen Bruder von Albert Einstein kennen, der ab dieser Zeit sein bester und vielleicht auch einziger Freund ist. Mit 80 Jahren kommt Allan endlich zurück in seine schwedische Heimat und muss dort bald in ein Pflegeheim, weil man ihm nach einem kleinen Zwischenfall nicht mehr zutraut, alleine zu leben.

Nach diesem ereignisreichen Leben soll nun der einhundertste Geburtstag von Allan Karlsson gefeiert werden, worauf er überhaupt keine Lust hat. Er flieht und macht sich mit einem gestohlenen Koffer auf den Weg aufs Land. Doch er wäre nicht Allan Karlsson, wenn dies eine ereignislose Reise werden würde, denn auch mit einhundert Jahren schafft er es noch, das ganze Land auf sich aufmerksam zu machen, denn bald suchen alle nach dem alten Mann, der angeblich noch einige weitere Leute bei sich hat und der offensichtlich auf keine Skrupel hat, jemanden umzubringen.

„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist ein ganz wunderbar unterhaltsames Buch. Die Charaktere sind von Anfang an auf eine verschrobene Art sympathisch, man kann sie direkt ins Herz schließen. Allan macht eigentlich immer den Eindruck als wolle er nur seine Ruhe haben, etwas essen und einen kleinen Schnaps trinken und trotzdem ist es ihm durch (un)glückliche Zufälle nie möglich, zur Ruhe zu kommen, ständig wird er in Katastrophen verwickelt, verplappert sich oder ähnliches. Manchmal erinnert das Buch ein wenig an den Film „Forrest Gump“, in dem der Hauptdarsteller ja ebenfalls eher durch seine Trotteligkeit immer Teil von historischen Ereignissen wird.

Wer sich durch viele Namen, verschachtelte Geschichten und Zeitsprünge irritieren lässt, für den ist das Buch vielleicht nicht geeignet, auch nicht für Leser, die Wert legen auf authentische Charaktere, diese hier sind schon sehr überspitzt. Allen anderen empfehle ich das Buch, Unterhaltung vom Feinsten und meiner Meinung nach auch wieder dieser typische skandinavische Schliff, der solche Romane besonders macht.


Note: 2,4


  • Humor: 1
  • Anspruch: 3
  • Spannung: 3
  • Emotion: 3
  • Piratenfaktor: 2

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