Freitag, 20. September 2013

Sebastian Fitzek - Der Nachtwandler

Sebastian Fitzek - Der Nachtwandler
Genre: Psychothriller
Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Knaur
Erscheinungstermin: 14.03.2013
ISBN: 978-3-426-50374-4

Leon Nader litt bereits in seiner Kindheit und Jugend unter Schlafstörungen. Dies äußerte sich durch nächtliche Ausflüge als Schlafwandler, in denen er in der Vergangenheit sogar gewalttätig wurde, was eine psychiatrische Behandlung zur Folge hatte. Viele Jahre hielt sich Nader für geheilt, doch als seine Frau dann voller Blessuren eines Morgens die gemeinsame Wohnung fluchtartig und unter unerklärlichen Umständen verlässt und nicht mehr auffindbar ist, beginnt er an der Heilung zu zweifeln und fragt sich, ob seine Krankheit doch wieder ausgebrochen ist. Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn, um herauszufinden, wie er sich in den Nächten verhält. Das Ergebnis ist erschreckend und sprengt jeglicher Grenzen seiner Vorstellungskraft, denn sein schlafwandelndes Ich steigt durch eine versteckte Tür direkt hinab in die Dunkelheit.

Mal wieder ein typischer Fitzek: Spannung pur, beginnend mit einem unverständlichen, irreführenden Prolog und kurzen  prägnanten Kapiteln, die fast immer mit einem  Cliffhanger enden, sodass man gar nicht anders kann, als dieses Buch in einem Rutsch zu verschlingen, denn man will schließlich, teilweise auch ein bisschen ängstlich, unbedingt wissen, wie es weiter geht. Der Autor beherrscht die Kunst, einen unendlich nervenaufreibenden Thriller zu schreiben, ohne Frage, doch beinhalten seine Bücher nicht nur Spannung, sondern haben oft auch abstoßende Handlungsstränge. Brutalste Gewalt und sexuelle Perversion sind an der Tagesordnung, doch machen wir uns nichts vor, die Mischung aus der Hochspannung und den anstößigen Szenarien ist genau das, was des Lesers Sensationsgier befriedigt, Fitzek weiß eindeutig, wie man einen Bestseller verfasst. 

Das Spiel aus Traum und Wirklichkeit, in dem sich Leon befindet, ist sehr gut aufgebaut und ausgearbeitet, so gut, dass selbst der Leser manchmal Schwierigkeiten hat, zwischen beidem zu unterscheiden. Zusätzlich zweifelt man mehr und mehr am Protagonisten selbst und macht in Gedanken aus dem vermeintlichen "Helden" automatisch das vermeintliche "Monster". Meine ständigen Wegbegleiter während des Lesens waren Neugier, Angst, Anspannung und Paranoia und ja, ich gebe zu, genau das mag ich an Thrillern, nein ich erwarte es sogar von ihnen und von der Seite, habe ich im Nachtwandler genau das gefunden, was ich gesucht habe.

Kommen wir nun jedoch zu meinem Hauptkritikpunkt: dem Schluss. Schon während des Lesens fragte ich mich, wie es möglich sein soll, den Protagonisten auch nur halbwegs glaubwürdig aus dieser Geschichte rauszuholen und die Antwort lautet: gar nicht, denn bei diesem Ende kann wohl von Glaubwürdigkeit nicht die Rede sein. Mit der Auflösung geht Fitzek definitiv einen Schritt zu weit, denn dieser ist so an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig, dass man ihm seinen eigenen Roman widmen konnte, der dann allerdings eher in das Genre der Dystopie fallen würde. An dieser Stelle hätte ich mir wirklich etwas mehr Realitätsnähe und Glaubwürdigkeit gewünscht.

Doch auch wenn mir der Schluss wirklich gar nicht zugesagt hat, bewerte ich ja nicht nur ihn, sondern das ganze Buch und die knapp 300 vorangegangen Seiten haben mich wirklich außerordentlich gut unterhalten, weshalb ich "Der Nachtwandler" trotz alledem als guten Psychothriller bezeichnen würde.

Note: 2,3
  • Humor: /
  • Anspruch: 2
  • Spannung: 1
  • Erotik: 3
  • Piratenfaktor: 3

 

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